Klimaschutz

Forscher – Klimaschutz bedeutet "Wohlbefinden für alle"

Die Treibhausgasemissionen sind weltweit auf Höchststand, obwohl es Geld sparen und das Wohlbefinden der Menschen steigern würde, sie zu reduzieren.

Lydia Matzka-Saboi
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Klimaschutzmaßnahmen können das Wohlbefinden der Menschen signifikant steigern, sagen österreichische Klimaforscher.
Klimaschutzmaßnahmen können das Wohlbefinden der Menschen signifikant steigern, sagen österreichische Klimaforscher.
Getty Images/iStockphoto

Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken, müsste der Höhepunkt an Treibhausgasemissionen spätestens 2025 erreicht werden und ab dann sollten die Emissionen sinken, kommentierten Forscher des Climate Change Centre Austria (CCCA) gegenüber der Nachrichtenagentur APA den aktuellen Bericht des Weltklimarats (IPCC).

Seit dem vorigen IPCC-Bericht (2010) stiegen die weltweiten Emissionen um zwölf Prozent, und seit den 1990er-Jahren sogar um 50 Prozent, sagte Keywan Riahi vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien.

Mehr als 3.000 Emissionsszenarien für den aktuellen Bericht hätten gezeigt, dass "in allen Sektoren rapide und einschneidende Emissionsreduktion nötig ist". Für weniger als zwei Grad Celsius Erwärmung müsste der Treibhausgasausstoß bis 2030 um 27 Prozent sinken, für maximal 1,5 Grad um 40 Prozent.

Forscher: Klimaschutz rechnet sich

"Die Kosten für die Emissionsreduktion sind relativ gering, und jedenfalls niedriger als die Kosten, die die Auswirkungen der Erwärmung verursachen", sagte Keywan Riahi. Sie betragen bis 2050 2,6 bis 4,2 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) bei einem 1,5-Grad Szenario, und 1,3 bis 2,7 Prozent bei einem Zwei-Grad-Szenario. In dieser Zeit würde das BIP laut Prognosen gleichzeitig um bis zu 100 Prozent steigen.

In diesem Vergleich sind zusätzliche positive Effekte noch gar nicht berücksichtigt, sagte Volker Krey, der ebenfalls am IIASA arbeitet: Zum Beispiel geringere Umweltverschmutzung bei erneuerbaren im Vergleich zu fossilen Energieträgern, was etwa die Luftqualität und somit die Gesundheit der Menschen verbessert. Viele der Vorteile wären außerdem gar nicht monetär berechenbar, so Riahi: "Zum Beispiel, wie viel ein Menschenleben wert ist, oder was es kostet, wenn eine biologische Art ausstirbt".

    Zahlreiche Starkregenereignisse haben im Sommer - wie hier im Bild im Raum Hochburg-Ach in Oberösterreich - zu Hochwasser, Überschwemmungen und Vermurungen geführt.
    Zahlreiche Starkregenereignisse haben im Sommer - wie hier im Bild im Raum Hochburg-Ach in Oberösterreich - zu Hochwasser, Überschwemmungen und Vermurungen geführt.
    MANFRED FESL / APA / picturedesk.com

    Klimaschutz bedeutet Wohlbefinden für alle

    Klimaschutz ist laut IPCC-Bericht mit "Wohlbefinden für alle" kompatibel, erklärte Felix Creutzig vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin: "Notwendige Dienstleistungen für ein gutes Leben sind bei geringerer Ressourcennutzung problemlos möglich".

    Oft könnten Klimaschutzmaßnahmen das Wohlbefinden der Menschen sogar signifikant steigern. Eine Umstellung zu mehr pflanzenbasierter Ernährung würde einerseits Emissionen aus der industriellen Schweine- und Rinderhaltung einsparen, andererseits die Gesundheit der Konsumenten verbessern. Man dürfe aber nicht darauf warten, dass "solche Verhaltensänderungen von alleine kommen", dazu wäre ein wirtschaftlicher und politischer Wandel nötig. "Derzeit müssen Menschen oft gegen den Strom schwimmen, um klimafreundlich zu handeln", sagte er.

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