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Scheidung, als sie sah, dass ihr Mann Floyd tötete

Der Polizist Derek Chauvin hat mutmaßlich George Floyd getötet ("Heute" hat berichtet). Jetzt hat seine Frau die Scheidung eingereicht.

Jochen Dobnik
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Kellie Chauvin will nichts mehr mit ihrem Ehemann zu tun haben. Die ehemalige "Mrs. Minnesota America 2018" hat die Scheidung eingereicht
Kellie Chauvin will nichts mehr mit ihrem Ehemann zu tun haben. Die ehemalige "Mrs. Minnesota America 2018" hat die Scheidung eingereicht
Screenshot Facebook

Kellie Chauvin will nichts mehr mit ihrem Ehemann zu tun haben. "Sie ist wegen des Todes von Mr. Floyd am Boden zerstört und ihre ganze Sympathie gilt seiner Familie, seiner Lieben und jedem, der trauert. Sie hat beantragt, ihre Ehe mit Derek Chauvin aufzulösen", zitiert der Lokalsender CBS Minnesota den Anwalt der Frau. 

Vom Softie zum Killer-Cop

Gleichzeitig bat sie darum, dass die Sicherheit und Privatsphäre ihrer Kinder aus erster Ehe, ihrer Eltern und ihrer erweiterten Familie in dieser schwierigen Zeit gewahrt bleiben. Die beiden waren zehn Jahre verheiratet.

Nach dem Tod von George Floyd hat die Staatsanwaltschaft gegen Derek Chauvin (ganz links) und die drei weiteren am Einsatz beteiligten Polizeibeamten Anklage erhoben.
Nach dem Tod von George Floyd hat die Staatsanwaltschaft gegen Derek Chauvin (ganz links) und die drei weiteren am Einsatz beteiligten Polizeibeamten Anklage erhoben.
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Noch vor zwei Jahren, bei einer Aussendung zur Wahl der "Mrs. Minnesota America 2018" schwärmte die 45-Jährige, was für ein "Softie" ihr Mann unter der Uniform sei. Derek Chauvin wurde am Freitag in Gewahrsam genommen und wegen Totschlags angeklagt. Seine Kaution wurde auf 500.000 Dollar festgesetzt.

8 Minuten und 46 Sekunden

Der Killer-Cop aus Minneapolis kniete am 25. Mai auf George Floyds Hals, während er gefesselt am Boden lag und um sein Leben flehte. In der Strafanzeige heißt es, dass der Polizist "sein Knie auf Mr. Floyds Hals für acht Minuten und 46 Sekunden hatte. Zwei Minuten und 53 Sekunden davon war Mr. Floyd nicht ansprechbar."

Der 44-Jährige wurde in weniger als 24 Stunden in drei verschiedene Gefängnisse im Bundesstaat Minnesota verlegt, bis die Behörden eines fanden, in dem seine Sicherheit garantiert werden konnte. Jetzt ist der Mann, der die größte Welle an Rassenprotesten in den Vereinigten Staaten seit dem Mord an Martin Luther King ausgelöst hat und zu weltweiten Solidaritätsbekundungen führte, in der Justizvollzugsanstalt in Oak Park Heights untergebracht, 35 Minuten östlich von Minneapolis.

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    Der gewaltsame Tod von George Floyd hat in den USA die größte Welle an Rassenprotesten seit dem Mord an Martin Luther King ausgelöst.
    Der gewaltsame Tod von George Floyd hat in den USA die größte Welle an Rassenprotesten seit dem Mord an Martin Luther King ausgelöst.
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    Die drei anderen Beteiligten würden wegen Beihilfe und Anstiftung zum Mord angeklagt, berichtete die Zeitung "Star Tribune" am Mittwoch unter Berufung auf Insider. Die Männer hatten die Tat beobachtet und waren nicht eingeschritten.

    Beschwerden wegen Gewalt 

    Chauvin war in seinen fast zwei Jahrzehnten Polizeidienst an mehreren Schießereien beteiligt. 2006 erschoss er einen Mann, der angeblich eine Waffe hatte, in Notwehr. 2008 tat er dasselbe gegen einen Verdächtigen häuslicher Gewalt. Und 2011 eröffnete er das Feuer auf einen Mann, der vor einer Schießerei floh. Dafür wurde er belobigt. Dennoch: 29 Beschwerden liegen gegen den 44-Jährigen vor, darunter auch Vorwürfe übermäßiger Gewaltanwendung und rassistischer Beleidigungen.

    Auch in Wien gehen die Menschen gegen Polizeigewalt und für Rassengleichheit auf die Straße. Bei der #blacklivesmatter-Demo am Mittwoch werden über 5.000 Teilnehmer erwartet, die Abschluss-Kundgebung findet um 20 Uhr am Karlsplatz im Resselpark statt.