Seit Freitag erhalten Personen ohne Wohnsitz in der Schweiz keinen Zutritt mehr zum örtlichen Freibad Porrentruy (Kanton Jura). Neu dürfen nur noch Menschen mit Schweizer Pass, einer Niederlassungsbewilligung oder einer gültigen Arbeitsbewilligung in der Schweiz das Bad besuchen.
Die Gemeinde begründet die Maßnahme mit wiederholten Konflikten in der Vergangenheit: "Man will so die Sicherheit der Badegäste und ein respektvolles Miteinander gewährleisten", heißt es in einer Mitteilung. "20 Minuten" war am Tag der Einführung der Regel vor Ort und hört sich um.
Frédéric (41) besucht das Freibad und zeigt Verständnis für das Vorgehen: "Es ist ruhiger so." Er ist ein- bis zweimal pro Woche im Bad und berichtet von Situationen, in denen sich Gruppen jugendlicher Franzosen mit Migrationshintergrund nicht an die Hygieneregeln – etwa das Duschen vor dem Schwimmen – gehalten hätten.
"Darauf vom Bademeister angesprochen, kam es zu verbalen Auseinandersetzungen", sagt er zu "20 Minuten". Es sei zwar eine diskriminierende Regel, aber es werde sich zeigen, ob sie etwas nützt.
Dass es in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten gekommen ist, hat ein anderer Besucher, der anonym bleiben möchte, auch erlebt: "Vor allem an Wochenenden, wenn es voll war, kam es zu Problemen."
Er bezeichnet die neue Regel als "hart und auch diskriminierend", sei aber froh um mehr Sicherheit und Ruhe: "Man hätte das Problem auch anders lösen können. Zum Beispiel mit einer Ausweiskontrolle am Eingang. Wer sich nicht benimmt, darf nicht mehr kommen, egal welche Hautfarbe. Dann wäre es wie im Fußballstadion", sagt er.
Für Saskia und Milena (beide 14) sind die neuen Regeln und die damit einhergehende Abnahme an Badi-Besuchern etwas Positives: "Wir finden die neuen Regeln gut. Es ist viel angenehmer jetzt, weil es viel weniger Leute sind", sagen die beiden zu "20 Minuten".
Nicht alle Jugendlichen sehen das so. Maxime (16), Gymnasiast aus der Region, hält die neuen Regeln für wenig zielführend: "Ich denke nicht, dass das Problem so nachhaltig gelöst wird. Es trifft auch Leute, die sich immer korrekt verhalten haben – und das ist unfair", sagt er.
Auch Sacha (15), der selbst schon Konflikte auf dem Fußballfeld des Freibads erlebt hat, bezweifelt die Wirksamkeit des Ausschlusses: "Statt ganze Gruppen pauschal auszusperren, hätte man besser die Zahl der Badegäste limitiert. Das wäre gerechter."
"Die Regeln sind rassistisch und diskriminierend", sagt Lattmann (59) zu "20 Minuten". "Es macht doch keinen Sinn, alle zu bestrafen wegen einer kleinen Minderheit, die Probleme verursacht." Aus seiner Sicht handle es sich dabei meist um junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren, oft Franzosen mit nordafrikanischem Migrationshintergrund – "manchmal aber auch Schweizer", wie er betont.
Dass nun ausnahmslos alle Menschen mit Wohnsitz außerhalb der Schweiz ausgeschlossen werden, treffe aus seiner Sicht viele Unschuldige: "Leider dürfen jetzt auch Großeltern mit ihren Kindern nicht mehr in die Badi kommen." Er befürchtet zudem, dass die Maßnahme das Problem nur verlagere: "In Zukunft gehen sie einfach nach Delémont."
Auch dem Personal ist ein Rückgang an Gästen aufgefallen: Aude (28) ist Verkäuferin an der Buvette: "Heute hat es viel weniger Leute. Normalerweise habe ich um diese Zeit eine riesige Schlange", sagt sie zu 20 Minuten. Die neue Regel sei für sie zu drastisch und treffe auch viele Unschuldige. "Natürlich ist es jetzt ruhiger, aber viele Kinder und Eltern können nicht mehr kommen, das ist schade."