Sind Hunde im Restaurant tatsächlich braver als Kinder? WKO-Gastro-Spartenchef Mario Pulker regte vor Kurzem mit der Aussage auf, ein Gast mit Hund sei ihm lieber als einer mit Kind. Benimm-Expertin Ingrid Schediwy-Fuhrmann findet die Aussage "provokant". Man müss die Eltern darin unterstützen, ihren Jüngsten das richtige Verhalten bei Tisch beizubringen, rät sie. Doch der Expertin fällt auf: Früher war das leichter.
Seit Jahren bietet Ingrid Schediwy-Fuhrmann Benimm-Kurse für Kinder an, unter anderem wird hier auch das richtige Verhalten bei einem Restaurantbesuch gelehrt. "Wo kommt die Serviette hin, wie viel bestelle ich von der Karte, wann und wo setze ich mich hin", zählt Schediwy-Fuhrmann nur einige der Regeln auf.
Den jungen Teilnehmern diese Dinge beizubringen, ist nicht immer einfach: "Die Kinder können sich heutzutage schlechter konzentrieren, das liegt sicher auch an den digitalen Medien. Auch das Durcheinanderreden ist mehr geworden. Früher war das disziplinierter", stellt Schediwy-Fuhrmann fest.
Einen besonderen Ansturm auf die Benimm-Kurse bemerkte die Ideengeberin nach der Corona-Pandemie: "Lustigerweise haben da viele Großeltern angerufen und ihre Enkelkinder zu Kursen angemeldet." Aber auch Eltern verbrachten während dieser Jahre mehr Zeit mit den Kindern: "Da hat man auch zusammen gegessen, was sonst vielleicht nicht so oft vorkommt. Den Eltern fiel dann auf, dass da einige Dinge nicht passen" – im Benimm-Kurs soll sich diesen Problemen dann gewidmet werden.
In den Kursen selbst achtet Schediwy-Fuhrmann auf spielerisches Lernen, aber: "Man merkt, dass vor allem die Jungs irgendwann beginnen zu lungern und zu gähnen, ohne die Hand vorzuhalten – das geht nicht", die Aufmerksamkeitsspanne lässt spürbar nach. "Das steckt dann die ganze Gruppe an. Da muss ich mir dann was überlegen – körperliche Aktivitäten oder Spiele zum Beispiel", erklärt sie.
Selbstverständlich wird das richtige Essen auch geübt: Im Schwarzen Kameel werden Brötchen serviert, danach wird gelernt, wie man Spaghetti richtig isst. Wichtig ist Schediwy-Fuhrmann jedoch eines: "Es geht während der Kurse nicht darum, die Eltern zu ersetzen, sondern sie zu unterstützen."