Bildungsexpertin in "ZIB2"

Social-Media-Plan für Expertin "nicht sehr realistisch"

Das Handyverbot bis zur achten Schulstufe sorgte für Riesenwirbel bei seiner Ankündigung. Wie gut es funktioniert, verrät eine Bildungsexpertin.
Newsdesk Heute
30.06.2025, 22:34
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Seit 1. Mai ist das Handyverbot bis zur achten Schulstufe in Kraft. Laut Schüler-, Lehrer- und Elternvertretung gibt es bisher kaum Probleme. Viele Schulen hatten schon zuvor Einschränkungen, das neue Gesetz zeige aber Wirkung, heißt es. "Ein Gesetz ist schon etwas anderes als eine Hausordnung, sodass die Schüler - Stand jetzt - doch etwas weniger rebellieren", so Bundesschulsprecherin Mira Langhammer. Lehrkräfte informierten die Schüler, Verbotsschilder unterstützen die Umsetzung. Eltern wurden per Brief oder digital verständigt.

Die Befürchtung, Jugendliche könnten auf Zweit- oder Dritthandys ausweichen, habe sich laut Langhammer nicht bewahrheitet. Alles halb so schlimm, wie vor Inkrafttreten gedacht? Dazu nahm am späten Montagabend die Leiterin des Instituts für Lehrer- und Lehrerinnenbildung sowie Schulforschung (Universität Innsbruck), Claudia Schreiner, in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Stefan Lenglinger Stellung. "Ich glaube, da braucht man nicht überrascht sein", so Schreiner dazu, dass Proteste ausblieben, viele Schulen hätten Jahre an Regeln gearbeitet.

Expertin gegen Verbot von Social-Media-Apps

Das Verbot sei "auf offene Ohren gestoßen" und eine Bestätigung für viele Schulen gewesen, das Handy aus dem Unterricht zu verbannen. Die Regelungen würden an den Standorten der Schulen "ausgehandelt" und umgesetzt, so Schreiber, "insofern ist das, glaube ich, zumindest im Nachhinein nicht überraschend, dass es da keinen großen Aufschrei gab". Sei der nächste Schritt, Social-Media-Plattformen erst ab 15 oder 16 Jahren zugänglich zu machen, ebenfalls bildungspolitisch sinnvoll? "Ich bin ein bisschen skeptisch", so die Bildungsexpertin.

Während es an den Schulen "Regelungen" zum Handy gebe, handle es sich bei den Social-Media-Bestrebungen um Verbote – und etwas Verbotenes bekomme "mehr Reiz". "ich glaube fast, wir müssen mehr darauf setzen oder stärker darauf setzen, uns um die Medienkompetenz zu kümmern", so Schreiner. Kinder und Jugendliche müssten mit den Fähigkeiten ausgestattet werden, Inhalte einzuordnen, kritisch zu hinterfragen und selbstbestimmt mit sozialen Medien umzugehen, so die Expertin. Ein Verbot sei "nicht sehr realistisch und auch nicht zielführend".

"Nicht Kinder jeden Alters völlig ungebremst reinlassen"

Wie könne man Jugendlichen helfen, dann nicht in den Sog der Apps zu geraten, den süchtig machende und polarisierende Inhalte ausüben würden? Es brauche dringend diese Medienkompetenz so Schreiner, nicht nur für Jugendliche, auch für Erwachsene. "ich will da jetzt nicht dafür plädieren, dass Kinder jeden Alters völlig ungebremst und alleine in den sozialen Medien unterwegs sein sollen. Aber ich glaube, ein Verbot alleine tut es nicht", so die Expertin. "Wo dieses Alter angesetzt ist, ist vermutlich auch nicht leicht zu bestimmen."

Also sollen sich 13-Jährige auf TikTok bewegen dürfen? "Wenn es nach mir geht, könnte ich ganz viel auf soziale Medien verzichten", so Schreiner, das gelte auch für ihre Kinder. Aber: Generell den Zugang einzuschränken, halte sie "für unrealistisch". Auch bei der Künstlichen Intelligenz (KI) müssen man sich "anpassen", so Schreiner, "der Frage stellen, den Herausforderungen stellen". KI könne sinnvoll eingesetzt werden, "da muss man sich um andere Arten von Aufgabenstellungen kümmern".

{title && {title} } red, {title && {title} } 30.06.2025, 22:34
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