"Ich habe da heißes Eisen draufgehalten. Aus Neugier", erklärte Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro der Polizeibeamtin bei der täglichen Kontrolle seiner elektronischen Fußfessel am Samstag. Das Gerät wies schwere, durch Hitze verursachte Beschädigungen an, das Plastik war angeschmort und teilweise geschmolzen. Für diese "Experimentierfreudigkeit" verhängte das Gericht nun die sofortige Einweisung in eine Haftanstalt wegen "erhöhter Fluchtgefahr".
Dass der wegen eines geplanten politischen Umsturzes zu 27 Jahren Haft verurteilte Ex-Präsident ausgerechnet am Samstag an seiner Fußfessel "herumexperimentierte" dürfte kein Zufall sein. An dem Tag war zu einer Großdemonstration zu seiner Freilassung vor seinem Haus aufgerufen worden. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch die US-Botschaft.
Die von Bolsonaros Sohn angekündigte Demonstration hätte "ein für seine (Bolsonaros) Flucht günstiges Umfeld" geschaffen, erklärte der Oberste Richter Alexandre de Moraes in seiner Begründung zur Festnahme. Der Ex-Präsident und enge Verbündete von US-Präsident Donald Trump hätte in der US-Botschaft politisches Asyl beantragen können.
Trump erklärte am Samstag, er habe "gestern Abend" mit Bolsonaro gesprochen und werde ihn "in naher Zukunft" treffen. Die Festnahme von Bolsonaro bedauerte der US-Präsident mit den Worten: "Das ist schade."
Der Oberste Gerichtshof hatte den ultrarechten früheren Staatschef im September wegen eines geplanten Umsturzes zu mehr als 27 Jahren Gefängnis verurteilt. Vor wenigen Tagen hatte das Oberste Gericht Bolsonaros Berufung gegen das Urteil abgewiesen.
Flavio Bolsonaro, der älteste Sohn des Ex-Präsidenten und Senator, hatte die Anhänger seines Vaters dazu aufgerufen, "für ihr Land zu kämpfen". Seiner Ansicht nach versuchte sein Vater aus "Verzweiflung" oder aus "Scham" die Fußfessel zu zerstören.