Spital-Ärger im Osten

Gastpatienten-Streit: Experte fordert Ost-Verbund

Operationen gestrichen, Wartezeiten länger, SPÖ-Größen im Clinch: Im Osten geht der Streit um Gastpatienten weiter – Experten fordern Neustart.
Christoph Weichsler
22.09.2025, 10:14
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Beim Wiener Patientenanwalt Gerhard Jelinek häuften sich zuletzt die Beschwerden. Immer öfter geht es um abgesagte OPs in Wien. Begründung: „keine Gastpatienten mehr bei elektiven Eingriffen”, heißt es im Jahresbericht. Also keine geplanten Operationen für Patienten aus anderen Bundesländern.

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) will sogar getrennte Wartelisten einführen – eine für Wiener, eine für Nicht-Wiener. Begründung: Das entlaste das Budget. Rund 19 Prozent aller Patienten in Wiens Spitälern stammen aus Niederösterreich und dem Burgenland.

Burgenland schlägt zurück

Burgenlands Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil (SPÖ) kündigte daraufhin rechtliche Schritte an. Sein Patientenanwalt sammelt Fälle, in denen Burgenländer in Wien abgewiesen wurden. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) versucht zu schlichten – mit dem Vorschlag eines "Gesundheitsverbund Ostregion". Wien, NÖ und Burgenland sollen Spitalsversorgung gemeinsam planen.

Millionen-Frage: Wer zahlt wirklich?

Hacker spricht von 420 Millionen Euro Mehrkosten durch Gastpatienten. Andere Länder meinen, Wien werde ohnehin über den Finanzausgleich bezahlt. Der funktioniert so: Alle zahlen in einen Topf, das Geld wird nach fixem Schlüssel verteilt.

Das Problem: Wien hat höhere Kosten als andere Länder – etwa bei Energie, Gebühren und Abgaben. „Das ist schon beeindruckend. Warum kann die Wien Energie den Krankenhäusern nicht günstigere Bedingungen geben?”, wundert sich Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer.

Ost-Verbund als Lösung?

Für Thomas Czypionka, Gesundheitsökonom am IHS, wäre ein gemeinsamer Fonds für die Ostregion die Lösung. „Vor 20 Jahren gab es schon die Möglichkeit, so etwas zu gründen. Man hat es wieder aufgegeben”, sagt er gegenüber dem "Falter".

Damit könnten Wien, NÖ und Burgenland überregional planen – nicht jeder für sich. Doch die Realität sieht anders aus: Burgenland baut sogar neue Kapazitäten auf, etwa das Spital in Oberwart mit High-Tech-Kardiologie.

"Politische Spielwiese" statt Patienten-Planung

„Anstatt eine patientenorientierte Planung aufzubauen, sind die Spitäler die politischen Spielwiesen der Bundesländer”, kritisiert Pichlbauer. Unterstützung für einen Ost-Verbund kommt auch von den Grünen – sie fordern ebenfalls ein Modell nach Vorbild des Verkehrsverbunds.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 22.09.2025, 10:41, 22.09.2025, 10:14
Jetzt E-Paper lesen