Kaliforniens Gouverneur

Gavin Newsom – wird er für Trump gefährlich?

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom feuert Tweets im Donald-Trump-Stil ab. Grund dafür sind umstrittene Pläne der Republikaner.
20.08.2025, 07:27
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Kaliforniens demokratischer Gouverneur Gavin Newsom sucht die direkte Konfrontation mit Donald Trump – und zwar mit dessen eigenen Waffen. Er lässt Tweets in Großbuchstaben ab, macht sich über Trumps Treffen mit Putin lustig und inszeniert sich selbst als König mit Krone. Und: Mit einem Vorstoß will der Demokrat die Wahlkreise in seinem Bundesstaat neu einzeichnen lassen – per Volksabstimmung. Damit reagiert er auf Pläne der Republikaner in Texas, die von Trump unterstützt werden.

Es geht um das umstrittene "Gerrymandering": Wahlkreise werden dabei so gezogen, dass sie einer Partei Vorteile bei Wahlen verschaffen. In Texas wollen die Republikaner auf diesem Weg bei den wichtigen Zwischenwahlen 2026 bis zu fünf zusätzliche Sitze im Kongress gewinnen. Newsom will diesen Vorteil mit seiner Offensive ausgleichen.

Gavin Newsom will sich inszenieren

In den sozialen Medien erntet Newsom für seinen neuen, kämpferischen Ton teils tosenden Applaus. "Vielleicht mag ich Gavin Newsom sonst gar nicht – aber gerade jetzt liebe ich Gavin Newsom", sagt zum Beispiel eine Userin auf Bluesky.

Für den US-Experten Guido Weber steckt hinter Newsoms Vorgehen vor allem Selbstdarstellung: "Er zeigt sich als Kämpfer, der sich gegen Trump stellt, und will sich so als Führungsfigur der Demokraten inszenieren – und bestimmt auch als Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2028 ins Gespräch bringen." Tatsächlich spekulieren auf Social Media bereits viele, dass es 2028 zum Duell zwischen dem jetzigen Vizepräsidenten JD Vance und Newsom kommen könnte.

"Einer, der auf Trump eindrischt, macht sich bei den Demokraten natürlich beliebt", so Weber. Trotzdem wäre es für die Partei nicht klug, ihn als Präsidentschaftskandidaten zu nominieren: "Er ist zwar eloquent und sieht gut aus, doch mit seiner wendigen und gestylten Art verkörpert er den Klischee-Kalifornier – und der kommt im Rest des Landes schlecht an." Außerdem stamme er nicht aus einem Swing-State: "Die Demokraten werden eher auf jemanden aus einem umkämpften Staat setzen, der diesen für sie gewinnen könnte."

Letztes Mittel vor den Midterms

Dass Newsom als Reaktion auf das Vorhaben der Republikaner in Texas nun auch auf Gerrymandering setze, zeigt laut Weber die Aussichtslosigkeit der Demokraten im Hinblick auf die Zwischenwahlen: "In der Regel holt die Oppositionspartei die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurück. Dieses Mal beträgt der Rückstand der Demokraten sogar nur wenige Sitze." Doch die Republikaner könnten das mit den Gerrymandering-Plänen in Texas und möglicherweise weiteren republikanisch geprägten Staaten verhindern. "Dort sind die Demokraten machtlos." Für Newsom bleibe deshalb nur der Griff zum gleichen Mittel: "Wenn die Republikaner in Texas fünf Sitze holen, nimmt man in Kalifornien eben fünf republikanische Wahlkreise und baut sie so um, dass sie demokratisch werden." Für die Midterms könne das einen Unterschied machen – langfristig sei es jedoch gefährlich.

"Kein Rezept für ehrliche Politik"

Denn Gerrymandering ist höchst umstritten und gilt als undemokratisch. "Die Demokraten haben sich jahrelang dagegen ausgesprochen und in mehreren Bundesstaaten dafür gesorgt, dass unabhängige Kommissionen für faire Wahlkreise zuständig sind – auch in Kalifornien", so Weber: "Mit Newsoms Schritt verabschieden sie sich von diesem moralischen Anspruch."

Um diesen Glaubwürdigkeitsverlust abzufedern, lässt Newsom die Wähler selbst entscheiden: Seine Initiative soll per Volksabstimmung abgesegnet werden. Doch selbst mit diesem Schritt bestehe das Problem weiter, so Weber: "Die Botschaft lautet am Ende: Die anderen spielen falsch, jetzt mogeln wir auch. Das ist kein gutes Rezept, um für ehrliche Politik zu stehen."

Längerfristig könnte sich dieser Kurs laut Weber für die Demokraten als Eigentor erweisen – und dem politischen System insgesamt schaden. Schon heute seien rund 80 Prozent der Wahlkreise nicht mehr kompetitiv, erklärt Weber. "Nur in 20 Prozent der Distrikte gibt es noch echten Wahlkampf." Kompromisse würden damit noch schwieriger.

{title && {title} } 20 Minuten,red, {title && {title} } Akt. 20.08.2025, 07:33, 20.08.2025, 07:27
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