Gestank nach Kot und Urin

Gemeindebau-Mietern stinkt's – Hunde sch**ßen am Balkon

Mieter im 2. Bezirk schlagen Alarm: Der Balkon einer Nachbarin wird zur Kloake – und seit 12 Jahren passiert nichts.
Wien Heute
13.06.2025, 05:30
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In einem Gemeindebau in der Engerthstraße (Leopoldstadt) eskaliert seit Jahren eine untragbare Situation. Eine Mieterin lässt ihre drei Hunde auf dem Balkon ihr Geschäft verrichten. Der Gestank nach Urin und Kot ist laut den verärgerten Nachbarn kaum auszuhalten – von Hygiene ganz zu schweigen.

"Die ganze Wohnhaus riecht nach Kot und Urin", schildert Anthony A. "Wir mussten sogar die Lüftungsschächte abkleben, weil der Gestank sonst durch alle Wohnungen zieht." In seinem Badezimmer zeichnen sich sogar bereits braune Flecken an der Wand ab.

Auch der Gang wird von Anrainern regelmäßig mit Duftspray eingesprüht und vor einigen Wohnungen hängen Duftbäume. "Wenn sie kurz vor mir im Aufzug war, muss ich mir das T-Shirt über die Nase ziehen", sagt eine der Betroffenen. Schlaflose Nächte und Dauerbelastung inklusive.

Auch Irene, eine weitere Bewohnerin, fühlt sich von ihrer Nachbarin belästigt. "Ich höre nachts die Krallen und das Bellen der Hunde. Wenn ich aufs Klo gehe, kann ich nicht mal die Tür schließen, ohne dass mir schlecht wird."

Verzweiflung statt Hilfe

Zahlreiche Beschwerden an Wiener Wohnen blieben offenbar wirkungslos. Die betroffenen Mieter werfen der Behörde Untätigkeit vor. Laut Maria F., die gemeinsam mit ihrem Mann, Franz F., seit 12 Jahren versucht, den eigenen Balkon nutzen zu können, läuft stets dasselbe ab: "Sobald sich jemand von Wiener Wohnen ankündigt, versteckt sie die Hunde bei ihrer Mutter und schmeißt die Teppiche weg. Und die tun dann so, als wären wir die Depperten."

Besonders bitter: Der Fall ist längst dokumentiert. Am 2. Mai 2025 musste die Polizei wegen der Geruchsbelästigung einschreiten. Der Gestank war so heftig, dass laut Nachbarin Maria F. einer der Beamten zu seinem Kollegen sagte: "Komm, lass uns fahren, sonst speib i mi an, weil’s so feut."

"Das ist ein Hygienenotstand"

Michael Niegl, Wohnbau-Ombudsmann der FPÖ, bezeichnet die Situation als klaren Hygienenotstand: "Der ganze Balkon ist voller Kot und Urin, Krankheitserreger bilden sich – das dringt schon in andere Wohnungen ein."

Er kritisiert, dass Wiener Wohnen trotz jahrelanger Beschwerden untätig geblieben sei: "Leider ist das bei Wiener Wohnen Standard. Sie sollten sich als Vermieter mehr engagieren."

Eine Entschädigung der Betroffenen sei zwar juristisch schwierig, aber möglich – etwa im Rahmen eines Schlichtungsverfahrens. Dennoch zeigt sich Niegl zuversichtlich: "Es ist realistisch, dass jetzt etwas passiert. Wir haben mediale Aufmerksamkeit, sammeln Unterschriften und werden – wenn nötig – auch die zuständige Stadträtin einschalten."

16 von 25 Haushalten fordern Räumung

Franz F., Ehemann von Maria, kann nicht mehr lüften – Schimmel droht. "Die Nachbarin macht uns nicht mal mehr auf, um unsere Beschwerden ernst  zu nehmen. Sie hat jetzt eine Kamera an der Tür. Niemand hat sie je mit den Tieren draußen gesehen – ich denke, sie ist komplett überfordert!"

Die Forderung der Mieter ist klar: Delogierung. Eine Unterschriftenliste mit 16 von 25 Hauptmietern wurde bereits eingereicht.

Laut Sarah Oberhauser von der Arbeiterkammer Wien hat jeder Mieter das Recht auf Mietzinsminderung, wenn die Wohnqualität beeinträchtigt ist. Zusätzlich können sich Mieter bei Konflikten an die Wohnpartner wenden, die bei Streitigkeiten im Gemeindebau vermitteln. Sollte eine gütliche Einigung scheitern, bleibt als letzter Schritt auch die Möglichkeit einer Unterlassungsklage gegen den Verursacher.

Wiener Wohnen prüft erneut

Wiener Wohnen bestätigt, dass es bereits im April gemeinsam mit dem Gesundheitsamt eine Kontrolle in der Wohnung gegeben hat. "Die Wohnung war schmutzig, aber aus Sicht des Gesundheitsamts kein Fall für eine Räumung", sagt Sprecherin Marianne Lackner. Eine Kündigung wurde geprüft, sei rechtlich aber nicht durchsetzbar gewesen. Die Mieterin habe aber eine schriftliche Aufforderung bekommen, ihre Wohnung in Ordnung zu bringen.

Durch die aktuelle Unterschriftenliste wird die Situation nun erneut geprüft. "Es ist nicht hinzunehmen, dass das Verhalten Einzelner die Wohnqualität anderer Mieter anhaltend beeinträchtigt", so Lackner.

{title && {title} } red, {title && {title} } 13.06.2025, 05:30
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