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Gericht begründet, warum Djokovic abgeschoben wurde

Das australische Bundesgericht hat die Begründung veröffentlicht, warum Tennisstar Novak Djokovic des Landes verwiesen wurde.

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Novak Djokovic
Novak Djokovic
Imago Images

Das Ende der Australien-Saga um Novak Djokovic: Am 16. Januar wurde Tennis-Weltnummer-1 aus Down Under ausgeflogen. Der Schlusspunkt des juristischen Tauziehens markierte der Entscheid des Bundesgerichts, die Beschwerde gegen Djokovics Visumsentzug abzulehnen. Die australische Zeitung «The Age» hat nun Gerichtsdokumente publiziert, aus denen hervorgeht, weshalb das Gericht so entschieden hat. Die Begründung geht auf alle drei Punkte von der Djokovic-Beschwerde ein.

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Djokovics Impf-Skepsis

Einer der Gründe für den ursprünglichen Visumsentzug des Serben durch Einwanderungsminister Alex Hawke (44) war dessen negative Einstellung gegenüber der Corona-Impfung. In der Beschwerde hatten Djokovics Anwälte argumentiert, dass man offiziell gar nichts über die Haltung des 34-Jährigen zum Pandemie-Vakzin wissen könne. Hawke hätte Djokovic gar nie zu dessen aktueller Haltung befragt, sich stattdessen auf einen alten "BBC"-Artikel berufen.

Dieses Argument wurde vom Gericht abgeschmettert. Die Begründung: "Djokovics Ansichten waren öffentlich bekannt, noch bevor es überhaupt einen Impfstoff gegeben hatte." So hätte er sich bei verschiedenen Gelegenheiten kritisch gegen die Impfung geäußert. Zudem sah man als entscheidend an, dass der Tennis-Superstar trotz fast einjähriger Erhältlichkeit der Impfung immer noch nicht geimpft sei. Die Richter empfanden seine verneinende Impfhaltung als Risiko für die australische Bevölkerung.

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    Fans erwarteten Tennis-Star Novak Djokovic am Flughafen in Belgrad.
    Fans erwarteten Tennis-Star Novak Djokovic am Flughafen in Belgrad.
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    Sondergenehmigung

    Alex Hawke führte beim Visumsentzug weiter an, dass eine Sondergenehmigung für Djokovic australische Impf-Skeptiker und Maßnahmengegner in Ihrer Haltung bestärken könnte. Djokovics Anwälte hingegen argumentierten, dass es dafür keine Beweise gäbe. Das Bundesgericht befand bei der Abweisung der Beschwerden: Bereits zum Zeitpunkt der Beschwerde würden Anti-Impf-Gruppen den Tennis-Star als einer ihrer Helden feiern.

    So soll die Sondergenehmigung, wie es im Urteil heißt, nicht nur für "extreme Gruppen" eine Gefahr darstellen, sondern potenziell auch "Menschen mit unserer Haltung zur Impfung" beeinflussen. "Ein Weltstar des Tennissports kann Menschen jeden Alters beeinflussen, ob jung oder alt, aber vielleicht besonders die jungen und beeinflussbaren Menschen", heißt es weiter.

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      Am Melbourner Flughafen bereitete sich Novak Djokovic mit seinem Team auf die Ausreise vor.
      Am Melbourner Flughafen bereitete sich Novak Djokovic mit seinem Team auf die Ausreise vor.
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      Protestgefahr

      Im Zusammenhang mit Punkt 2 argumentierten Djokovics Anwälte in der Beschwerde, dass die Argumentation von Einwanderungsminister Hawke unlogisch sei. Impfgegner und -gegnerinnen würden durch die Sonderregelung nicht bestärkt. Vielmehr würde die Ablehnung von Djokovics Sondergenehmigung zu Protesten führen.

      Das Gericht argumentierte, man habe diese beiden Aspekte miteinander abgewogen und sei dabei zum Schluss gekommen, dass die Symbolkraft einer Sondergenehmigung Djokovics schlimmere Konsequenzen hätte als vereinzelte Proteste, verursacht durch deren Ablehnung.

      Novak Djokovic musste Anfang der Woche Australien verlassen. Ein Gericht ordnete das an – nach einem tagelangen Drama, Protesten vieler Djokovic-Fans, bizarren Pressekonferenzen seiner Familie. Seither ist es um die Weltnummer 1 im Tennis still geworden. Klar wurde nur: Der 34-Jährige dürfte, weil er nicht gegen Corona geimpft ist, mehrere Tennisturniere in diesem Jahr verpassen: die French Open, wohl auch Wimbledon und die US Open.