Manchmal wacht man auf und das Gesicht ist geschwollen oder an besonders heißen Sommertagen sind die Beine nach einem langen Tag schwer. Und während stressigen Zeiten fällt mir auch auf, dass mein Körper irgendwie "gestaut" ist. Vielleicht kennst du das Gefühl auch? Denn genau hier kommt ein System ins Spiel, das viele von uns gar nicht auf dem Schirm haben: unser Lymphsystem.
Während wir bei einem gesunden Körper an Muskeln, Ernährung und Sport denken, spielt der Lymphfluss im Hintergrund eine viel größere Rolle, als wir denken. Doch wieso?
Die Lymphe entscheiden nicht nur darüber, wie fit und energiegeladen wir uns fühlen, sondern beeinflusst auch unserer Regeneration, unser Hautbild und sogar unserer Immunabwehr.
Sie sind eine klare, fast wasserartige Flüssigkeit, die durch ein eigenes Gefäßnetz in unserem Körper bewegt. Das Netz ist ähnlich wie der Blutkreislauf - aber statt Sauerstoff und Nährstoffe zu transportieren, kümmert es sich sozusagen um die "Aufräumarbeiten".
Abfallstoffe, abgestorbene Zellen, überschüssige Flüssigkeit, Bakterien oder sogar Giftstoffe werden von den Lymphen aufgenommen und über die Lymphbahnen abtransportiert.
Besonders spannend: Entlang dieser Bahnen liegen die Lymphknoten, die man zum Beispiel auch am Hals oder in der Leiste ertasten kann. Und diese kleinen "Filterstationen" sind Trainingszentren für unsere Immunzellen. Alles, was also nicht in unseren Körper gehört, wird dort abgefangen und unschädlich gemacht.
Wer viel sitzt, lange steht oder sich generell zu wenig bewegt, spürt das oft auf den ersten Blick – und meistens an den Beinen. Nach einem langen Arbeitstag fühlen sie sich schwer und müde an.
Auch das Gesicht kann betroffen sein: Schwellungen treten besonders dann auf, wenn man sich unbewusst viel salzig ernährt hat oder am Vorabend ein paar Spritzer getrunken hat. Ähnlich zeigen sich die Effekte oft an den Knöcheln, die sich anschwellen und unbequem werden können.
Dazu sind die verhasste Cellulite und eine leicht "dellige" Hautstruktur häufige Begleiter - und besonders deutlich werden diese Beschwerden in den Sommermonaten: Die Hitze lässt die Gefäße weiten, der Flüssigkeitshaushalt verändert sich, und die Lymphe fließt langsamer.
Doch keine Sorge: Erstens sind Dinge wie Cellulite nichts Schlimmes (rund 90% der Frauen sind "betroffen") und solange man keine körperlichen Beschwerden hat, ist es kein Problem. Doch wenn wirklich Schmerzen oder eine Schwere dazukommt, ist es wichtig, schnell etwas dagegen zu machen.
Hilfreich ist, ausreichend zu trinken. Und ja, ich rede nicht von den empfohlenen 1,5 bis 2 Liter sondern 2,5-3,5 Liter stilles Wasser oder ungesüßter Tee - je mehr, desto besser. Die Lymphe bestehen nämlich aus einem sehr großen Teil aus Wasser und mit ausreichend davon kann man sie sehr gut unterstützen.
Regelmäßige Bewegung sind ebenfalls ein Gamechanger: Steh ab und zu im Büro auf, plane am Wochenende Spaziergänge ein, gehe die letzte Station einer U-Bahn zu Fuß oder buch dir einen Sportkurs - am besten wäre Schwimmen, Yoga oder Pilates.
Die Atmung ist genauso wichtig, wie sie es sein sollte: Denn auf sie wird häufig vergessen, doch neben ihrer lebenswichtigen Funktion, unsere Lungen mit Sauerstoff zu füllen, ist eine bewusste Atmung für unseren Brustkorb wichtig. Der Grund: Eine tiefe Bauchatmung massiert unserer Lymphbahnen im Burstkorb. Das Zwerchfell wirkt dabei wie ein Motor, der unsere Lymphe in Bewegung bringt.
Und ist dir das noch nicht genug oder möchtest du dein Lymphsystem noch gezielter anregen, dann kannst du Folgendes tun: Dry-Brushing, also das Bürsten in Richtung Herz mit einer Trockenbürste, regt die Durchblutung an, entfernt abgestorbene Hautzellen und unterstützt die Lymphbahnen beim Abtransport von Stoffwechselprodukten.
Wechselduschen - auch wenn sie Überwindung kosten (ich schaffe es auch nicht immer, als sei nicht zu streng mit dir) - wirken wirklich Wunder: Durch das abwechselnde warme und kalte Wasser ziehen sich unsere Gefäße zusammen und wieder auseinander, was die Lymphe zusätzlich in Bewegung bringt.
Worauf ich auch schwöre: Face Yoga. Die speziellen Übungen für das Gesicht regen die Lymphbahnen - das hilft mir, besonders, wenn ich (wie anfangs beschrieben) mit leichten Schwellungen im Gesicht aufwache. Plus: Man fühlt sich auch irgendwie gleich ein bisschen wacher und "geshaped".
Der letzte Step im Lymphfluss-Game ist eine manuelle Lymphdrainage bei einem oder einer Physiotherapeut:in. Die Massagegriffe entlang der Lymphbahnen lösen Spannungen, definieren den Körper, regen das Verdauungssystem an - und am Ende verlässt man die Behandlung mit einem angenehm leichten und belebten Körpergefühl.