Auch wenn der heurige Sommer langsam zu Ende geht: Immer mehr Menschen in Österreich leiden in ihren eigenen vier Wänden unter extremer Hitze. Das belegt die Auswertung zweimonatiger Temperaturmessungen von Greenpeace, Volkshilfe und der Universität für Bodenkultur (BOKU) in neun Wiener Wohnungen.
Die Studie zeigt: Hitze und Armut sind eine gefährliche Kombination. Besonders schlecht sanierte Wohnungen ohne Sonnenschutz, in denen viele Menschen auf geringem Raum zusammenleben, werden im Sommer zu regelrechten Hitzefallen mit bis zu 35 Grad.
Die Experten warnen vor gesundheitlichen Folgen und fordern ein umfassendes Hitzeschutzpaket und eine Sanierungs-Offensive von der Bundesregierung.
Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich: "In unsanierten und unbeschatteten Wohnungen ist der Sommer einfach unerträglich." Die Bundesregierung solle nun Straßen begrünen, Häuser beschatten, dämmen und sanieren.
Zudem müssten unbedingt alte Öl- und Gasheizungen getauscht werden. "So schützen wir nicht nur Menschen vor Hitze, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz", sagt Duregger.
"Die Klimakrise treibt die Temperaturen in Österreich weiter in die Höhe - Hitzetage und Tropennächte nehmen deutlich zu. Besonders stark heizen sich Wohnungen auf, die direkt besonnt werden und keine außenliegende Beschattungsmöglichkeit haben (Außenrollos)", warnt BOKU-Meteorologe Herbert Formayer.
Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe: "Von Armut betroffene Menschen leiden stärker unter der Hitze. In engen, überfüllten Wohnungen fehlen ihnen die Möglichkeiten, um sich vor Überhitzung zu schützen. 244.000 Kinder und Jugendliche müssen in solchen Wohnverhältnissen leben. Sie zahlen einen hohen Preis für die Klimakrise, die sie nicht verursacht haben."
Hitze sei "nicht nur ein medizinisches, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem". Sie belaste "Körper und Psyche" und treffe vor allem "Menschen mit geringen finanziellen Ressourcen", so Umweltmedizinerin Daniela Haluza.
Die Untersuchungen zeigen: Je schlechter saniert eine Wohnung ist und je mehr Menschen darin leben, desto heißer wird es. Auch das Lüftungsverhalten und die direkte Sonneneinstrahlung spielen eine Rolle. Einmal aufgeheizt, dauert es lange, bis sich alte Wohnungen wieder abkühlen. Neubauwohnungen erwärmen sich tendenziell langsamer und weniger intensiv.