Hitzewellen sind längst kein Sommerphänomen mehr, sondern eine ernste Bedrohung für unsere Gesundheit. Eine neue Studie aus Hongkong zeigt: Wer regelmäßig extremer Hitze ausgesetzt ist, altert schneller - und zwar biologisch. Die körperlichen Schäden sind vergleichbar mit jenen durch Rauchen, Alkohol oder Bewegungsmangel, warnen Forscher.
Analysiert wurden Daten von 25.000 Menschen in Taiwan über 15 Jahre. Wer in zwei Jahren nur vier heiße Tage mehr erlebte, alterte biologisch um neun Tage schneller. Wer beruflich draußen arbeitet, sogar um bis zu 33 Tage. Hochgerechnet aufs ganze Leben ist das viel.
Die Folgen könnten dramatisch sein. Denn laut Studienleiter Cui Guo von der Uni Hongkong nehmen Hitzewellen zu, dauern länger - und wirken sich stärker auf die Lebenszeit aus, als bisher angenommen: "Wenn sich die Belastung über Jahrzehnte aufbaut, wird das Ausmaß viel größer."
Die Forscher ermittelten Blutdruck, Entzündungen, Cholesterin sowie Lungen-, Leber- und Nierenfunktion der Studienteilnehmer, um das biologische Alter jeder untersuchten Person zu bestimmen. Dann verglichen sie die Ergebnisse mit dem tatsächlichen Alter der einzelnen Personen, um festzustellen, ob Hitzewellen zu einer schnelleren Alterung führten.
Besonders heikel: Die Auswirkungen von Hitzewellen beginnen schon im Kindesalter. "Hitze kann die Entwicklung des Gehirns stören und auch im Erwachsenenalter zu bleibenden Schäden führen", warnt Klimaforscher Paul Beggs aus Australien.
Warum genau Hitze das Altern beschleunigt, ist nicht restlos geklärt. Vermutet werden DNA-Schäden. Zwar zeigen die Daten, dass Menschen mit der Zeit besser mit Hitze umgehen - etwa durch Schatten oder Klimaanlagen. Aber viele, vor allem ältere oder ärmere Menschen, haben diese Möglichkeiten nicht.
Die Ergebnisse erscheinen im Fachblatt "Nature Climate Change" und untermauern auch US-Studien: Hitze führt nicht nur zu vorzeitigem Tod - sie macht uns einfach schneller alt. Fakt ist: Wer denkt, er habe die letzte Hitzewelle gut überstanden, irrt womöglich - die Schäden könnten noch kommen.