An einem glühend heißen Sommertag fühlt sich ein geparktes Auto schnell wie ein Backofen an. Doch laut neuen Forschungsergebnissen aus Lissabon ist der Effekt weit mehr als nur unangenehm: Dunkle Autos können die Temperatur in ihrer Umgebung um mehrere Grade in die Höhe treiben - und so ganze Stadtteile als Wärmeinseln zusätzlich erhitzen.
Ein Team um die Forscherin Márcia Matias von der Universität Lissabon stellte fest, dass schwarze Fahrzeuge deutlich mehr Wärme abstrahlen als helle. In einem Experiment parkten sie ein schwarzes und ein weißes Auto fünf Stunden lang in der Sonne. Ergebnis: Rund um das schwarze Auto stieg die Lufttemperatur um bis zu 3,8 Grad im Vergleich zum Asphalt daneben. Das weiße Auto hatte kaum Einfluss auf die Umgebungstemperatur.
Eine städtische Wärmeinsel ist ein Stadtgebiet, das aufgrund menschlicher Aktivitäten und Infrastruktur deutlich wärmer ist als seine ländliche Umgebung. Gepflasterter Boden absorbiert und speichert Wärme, während dichte Gebäude die Luftzirkulation reduzieren und so die Wärme einschließen. Autos, Klimaanlagen und industrielle Aktivitäten sorgen für zusätzliche Wärme. In Städten kann es daher um bis zu 10 Grad wärmer sein als in der umliegenden Landschaft, da Beton, Asphalt und Stahl die tagsüber gespeicherte Wärme nur langsam wieder abgeben.
Der Grund des Farbeneffekts: Weiße Lacke reflektieren bis zu 85 Prozent des Sonnenlichts, schwarze nur 5 bis 10 Prozent - der Rest wird absorbiert. Die dünne Metallhülle eines Autos heizt sich rasch auf und gibt die Wärme direkt an die Luft ab. "Stellen Sie sich Tausende von Autos in einer Stadt vor - jedes einzelne wirkt wie ein kleiner Heizkörper", sagt Matias.
Gerade Europa leidet immer öfter unter brutalen Hitzewellen mit Temperaturen über 40 Grad. Studien zeigen: Der Klimawandel hat die Todeszahlen bei extremen Hitzeereignissen bereits verdreifacht. Die Forscher errechneten, dass hellere Autolacke die Reflektivität ganzer Straßenzüge verdoppeln könnten - und so die Hitze spürbar senken würden.
Besonders sinnvoll sei das Umlackieren bei Flottenfahrzeugen wie Taxis, Lieferwagen oder Kommunalfahrzeugen. "Fahrzeuge sind ein überraschend übersehenes Puzzleteil im Kampf gegen die städtische Hitze", meint Klimaforscherin Sarah Berk von der University of North Carolina. Vielleicht heißt’s in Zukunft nicht nur: Elektro statt Diesel - sondern auch: Weiß statt Schwarz.
