Einsam statt krank

Nur reden – Jeder Fünfte geht ohne Symptome zum Arzt

Immer mehr Menschen suchen beim Arzt nicht nur medizinische Hilfe, sondern auch Gespräch und soziale Nähe – oft ohne akute Beschwerden.
Heute Life
05.12.2025, 17:28
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Manche Menschen gehen nicht zum Arzt, weil sie krank sind, sondern weil sie einfach wen zum Reden brauchen. Eine britische Studie zeigt, dass jede und jeder Fünfte eigentlich ohne medizinischen Grund im Wartezimmer sitzt. Auch in Österreich landen laut Ärzteschaft immer öfter Menschen in den Ambulanzen, die sich "nur etwas unwohl fühlen, unter Belastungen leiden, oder einfach reden wollen".

Das Kepler Uniklinikum Linz bestätigt ebenso, dass viele pflegende Angehörige emotional überfordert sind. Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) sagt dazu: "Wir gehen davon aus, dass jeder fünfte Patient zum Arzt geht, ohne Beschwerden, die jetzt medizinisch zu behandeln wären. Das sind einfach Menschen, die sich unwohl fühlen. Die Belastungen haben, und die Belastungen kommen aber nicht jetzt aus dem körperlichen Leiden, sondern aus ihren gesamten Lebensumständen."

"Mischung aus Medizin und psychosozialem Aspekt"

Gerade beim Hausarzt gibt’s oft schon ein gewisses Vertrauen, sagt Claudia Westreicher, Vizepräsidentin der Ärztekammer Oberösterreich. "Die Patienten werden derzeit nicht weniger. Das hängt natürlich auch mit dem Älterwerden der Bevölkerung zusammen. Selbstverständlich kommen jetzt vermehrt Patienten in die Ordinationen, logisch, sie sind einfach älter und brauchen mehr. Und es ist meistens die Mischung aus Medizin und psychosozialem Aspekt, der sie in die Ordination bringt."

Social Prescribing

Seit 2021 unterstützt das Sozial- und Gesundheitsministerium Pilotprojekte, die das sogenannte "Social Prescribing" in die Primärversorgung bringen sollen. Dabei werden nicht Medikamente verschrieben, sondern soziale Aktivitäten – vom Tanzkurs bis zum Pensionistenausflug, erklärt Westreicher. "Ich sage auch immer: Ladet Freundinnen ein, ladet Freunde ein. Also diesen sozialen Kontakt auf der rein privaten Ebene zu nutzen, ist sicherlich ganz, ganz hilfreich. Die Kinder stehen oft nicht zur Verfügung, stehen voll im Erwerbsleben, und es geht ja jetzt in erster Linie um die alten Menschen. Ja, das ist logisch, dass die Kinder zu wenig Zeit für die Eltern haben. Also muss man in der eigenen Altersgruppierung danach suchen, dass man Kontakte pflegt und sie auch wahrnimmt." So ein einfacher Schritt kann vielleicht sogar die Hausärzte und die Notfallambulanzen entlasten.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 05.12.2025, 17:30, 05.12.2025, 17:28
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