Während sich Urlauber in der Sonne am Strand aalten, lief Julian Pichler (27) bei bis zu 35 Grad den heißen Asphalt entlang: Der gebürtige Salzburger, der in Wien lebt, hatte ein hehres Ziel: Im Rahmen des Spendenlaufs "Road to Palermo" sammelte er Spenden für die Kinderkrebshilfe und opferte dafür sogar vier Wochen seines Jahresurlaubs. Dafür lief er exakt 2.168,99 Kilometer von Wien nach Sizilien.
"Ich weiß, wie es ist, einen Menschen zu verlieren, den man liebt und der einem extrem wichtig ist", erklärt der Wirtschaftsprüfer im "Heute"-Gespräch seine Motivation für den Lauf. Auch mit Krebs wurde er bereits in seiner Familie konfrontiert. Für den Wahl-Wiener war daher klar: "Ich will einen Spendenlauf organisieren."
Nach Überlegungen, welches Ziel von Wien aus gut erreichbar ist ("Zuerst wollte ich eigentlich nach England oder Schottland"), fiel die Wahl schließlich auf Italien bzw. auf Palermo. Sobald das Ziel feststand, fing der 27-Jährige – er betreibt auch Ultra Running – mit der Vorbereitung an: "Ich bin dann sechs bis acht Wochen lang jeden Tag so 30 bis 40 Kilometer gelaufen. Für mich ist die Konfrontation mit mir selbst wichtig, dass man durchhält. Wie weit ist man bereit, zu gehen? Diese Einstellung geht nur über den Kopf", erklärt Julian.
Am 28. Juli ging es von der Wiener City aus los – mit dem Beiwagen "Cerberus" machte sich Julian auf den Weg: "Da hatte ich nur die wichtigsten Sachen drin. Chips und Gummibärli für den Notfall, Wasser, Kleidung, ein zweites Paar Schuhe, Hygieneartikel, Supplements wie Magnesium, einen Regenschutz sowie Kälte- und Wärmecreme", berichtet der 27-Jährige.
„Ich hatte wirklich extreme Schmerzen. Am Abend konnte ich nicht einmal meine Beine ausstrecken“Julian Pichlerabsolvierte einen 2.169 Kilometer langen Spendenlauf
Insgesamt 2.168,99 Kilometer und 16.971 Höhenmeter musste der 27-Jährige für den Spendenlauf überwinden, geschlafen wurde in (günstigen) Unterkünften, meist am Land. Vor allem die erste Zeit – im Durchschnitt lief er 80 Kilometer täglich – war die Hölle: "Ich hatte wirklich extreme Schmerzen. Am Abend konnte ich nicht einmal meine Beine ausstrecken – ich musste in Embryonalstellung schlafen. Zum Glück hatte ich die Wärmecreme mit."
Doch das war nicht die einzige Herausforderung, mit der Julian zu kämpfen hatte: "Ich hatte eine Lebensmittelvergiftung, wahrscheinlich von einer Salami. 1,5 bis zwei Tage lang war ich voll angeschlagen, hatte starken Durchfall und litt unter Übelkeit und Schlappheit. Am ersten Tag bin ich nur 27 Kilometer zu Fuß bis zur nächsten Stadt gegangen. Wenigstens hatten meine Füße da ein bissl eine Pause", lacht der Spendenläufer.
„Ein Abbruch ist nicht infrage gekommen. Für mich war klar: Palermo oder ich“Julian Pichlerhatte eine schwere Lebensmittelvergiftung
Ans Aufgeben dachte der Wahl-Wiener aber nie – auch nicht, nachdem er zweimal beinahe von einem Auto niedergefahren wurde: "Ein Abbruch ist nicht infrage gekommen. Für mich war klar: Palermo oder ich. Ich habe mich eben durchkämpfen müssen. Palermo war noch weit weg, daher war es wichtig für mich, die geplanten Tagesetappen zu schaffen", meint Julian.
Am 23. August, gegen 22 Uhr, war es schließlich so weit – der 27-Jährige traf in Palermo ein: "Freunde sind bereits ein paar Tage vorher angekommen, sie haben bei der Kathedrale auf mich gewartet. Dort haben sie mit Leihscootern eine Ziellinie für mich gemacht", ist Julian stolz auf den Lauf, der der Kinderkrebshilfe bisher über 4.800 Euro an Spenden eingebracht hat – hier kann noch gespendet werden: kinderkrebshilfe.at/spenden-und-helfen/spenden-sie-jetzt/
Und es könnte nicht die letzte Spendenaktion des Wirtschaftsprüfers gewesen sein: "Ich kann mir durchaus vorstellen, wieder so etwas zu machen. Aber nicht allein, sondern mit Freunden, zum Beispiel in einem Camper. Es war ein großes Abenteuer für mich!", zieht der Ultraläufer ein positives Resümee.