Spenden für den Freikauf junger IS-Bräute, gesammeltes Geld zur Bewaffnung von Terroristen. Einem 33-Jährigen Tschetschenen aus Wien wird vorgeworfen, Millionenbeträge für die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gesammelt zu haben – wir berichteten. Am Mittwoch musste sich der muskulöse Moslem erneut am Landesgericht für Strafsachen verantworten. Bereits beim Prozessauftakt im Juli hat er eine Teilschuld eingeräumt.
Der Angeklagte soll gemeinsam mit unbekannten Mitttätern Spenden im oberen zweistelligen Millionenbereich für IS-Zwecke organisiert haben. Das Geld sei inhaftierten Kämpfer sowie deren Angehörigen zugute gekommen.
Wichtigstes "Projekt" des inhaftierten Wieners war angeblich der Freikauf junger verschleierter Frauen, deren Fotos in Gruppen immer wieder gepostet wurden. Auch eine 2014 als 19-Jährige ausgereiste Wienerin war darunter. Für sie wurden angeblich 5.985 Euro gesammelt.
Zur Tarnung der verdeckten Terror-Finanzierung seien laut Ermittlern Krypto-Wallets und regelmäßig wechselnde Gruppen-Chats genutzt worden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Tschetschenen vor, direkte Verbindungen zu Kernmitgliedern des IS gehabt zu haben. Er soll als Finanzchef einer Gruppe agiert haben, deren System so gut funktioniert habe, wie es sonst nirgends in Europa der Fall war.
"Wir reden von einer ganz, ganz hohen Gefahr für Europa", so der Staatsanwalt. Über einen einzigen Spendenkanal seien rund 62,77 Millionen Euro zusammengekommen. Ein weiteres Indiz für die wichtige Rolle des Angeklagten sei sein Engagement für einen Terroristen gewesen, der es bis zum IS-Kommandanten geschafft hatte. Dieser Mann wurde von britischen und amerikanischen Spezialeinheiten gesucht, sogar ein Kopfgeld war auf ihn ausgesetzt.
Er habe mit dem IS nichts am Hut, erklärte der Angeklagte. Es habe sich in erster Linie um humanitäre Hilfe gehandelt: "Wir waren ein Wohltätigkeitsfonds", sagte er. Anfangs sei es um die Unterstützung von Frauen und Kindern von IS-Kämpfern in Syrien und im Irak gegangen: "Aber die anderen haben dann andere Ideen gehabt."
Auch Verteidiger Florian Kreiner erklärte: Sein Mandant sei "kein Anführer und kein Entscheidungsträger, sei von der Terrororganisation IS "weit entfernt". Das Gericht sah Terrorbeteiligung als erwiesen an, billigte dem Angeklagten jedoch zu, keine führende Stellung um IS innegehabt zu haben. 4,5 Jahre Haft, nicht rechtskräftig.