Terror-Pate vor Gericht

70 Mio. Dollar für IS gesammelt – Wiener (33) angeklagt

Ein in Wien lebender Tschetschene (33) soll als Kopf einer Terror-Gruppe Geld für IS-Bräute und Waffen gesammelt haben. Eine lange Haftstrafe droht.
Christian Tomsits
14.07.2025, 11:57
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Er nannte sich "Abu Ashab" und soll seit 2018 über Jahre ein internationales Terror-Netzwerk aus Wien aufgebaut haben: Der aus Tschetschenien stammende Yusup M. (33) muss sich kommende Woche wegen Terror-Beteiligung und IS-Finanzierung am Wiener Landl verantworten. Auf Top-Anwalt Florian Kreiner kommt einiges an Arbeit zu, denn die akribische 105-Seiten-Anklage wiegt schwer.

Der 33-Jährige soll unter anderem über geheime Telegram-Kanäle Millionen Euro – andere Mitstreiter aus Europa und der Türkei ganze 73,5 Millionen Dollar – an Spenden für den Islamischen Staat gesammelt haben. Das Geld ging laut Staatsanwaltschaft an in Syrien und Irak inhaftierte IS-Bräute und deren Kinder oder skrupellose Kämpfer – teils sogar für Waffen ("Schick ihnen Moneten für circa 3 Gewehre/Waffen").

Wichtigstes "Projekt" des seit Kurzem inhaftierten Wieners war offenbar der Freikauf junger verschleierter Frauen, deren Fotos in Gruppen immer wieder gepostet wurden. 2022 wurden für eine Gefangene, die 2014 als 19-Jährige von Wien über Istanbul nach Syrien gereist war und im Terror-Lager al-Haul interniert saß, in Windeseile 7.000 US-Dollar (5.985 Euro) gesammelt. Ob sie das Geld erhielt, ist unklar.

Anwalt Florian Kreiner vertritt den Tschetschenen.
Sabine Hertel

Perfide Manipulation durch Kinderbilder

Dabei sollen die Spender durch perfide PR manipuliert worden sein. "Bruder, es werden lediglich Fotos von Kindern ohne Mütter gemacht, und zwar weil man Überschneidungen und Doppelspenden haben möchte. Ohne Zelte! Nur Fotos mit Kindern und Geld(scheine)!", so eine Anweisung des Administrators.

Laut Anklage hatte der Floridsdorfer in der professionellen Organisation namens "Jamaat" eine Führungsrolle inne, habe die Finanzen verwaltet und sei unter seinem Decknamen in direktem Kontakt mit einer IS-Verbindungsperson in Syrien gestanden – er bestreitet. Zur Tarnung der verdeckten Terror-Finanzierung seien laut Ermittlern Krypto-Wallets und regelmäßig wechselnde Gruppen-Chats genutzt worden.

Der 33-Jährige soll auch übelste IS-Propaganda verbreitet haben. Internationale Ermittlungen und Überwachungen ergaben, dass er sogar zu IS-Treffen in Deutschland angereist sei. Neben Handys, auf denen man Chatprotokolle und Kalaschnikow-Fotos von IS-Kämpfern fand, wurde auch der – vermutlich durch Spendengeld finanzierte –Mercedes des Tschetschenen beschlagnahmt. Bisher schwieg der Verdächtige eisern. Ihm droht eine heftige Haftstrafe von bis zu 15 Jahren oder sogar mehr.

Das sagt sein Verteidiger

Sein Anwalt Florian Kreiner sagt: "Wenn man den mehrere Tausend Seiten umfassenden Akt liest, fällt auf, dass Spendengelder hauptsächlich transferiert wurden, um Frauen und Kinder, die in syrischen Lagern unter den furchtbarsten Bedingungen inhaftiert waren, mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen oder sie freizukaufen. Mein Mandant hat diesen Zweck in zahlreichen Postings klar und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht und wird im Rahmen der Hauptverhandlung hierzu auch Stellung nehmen. In Gruppenchats sind aber auch andere Inhalte geteilt worden und es wird zu klären sein, inwieweit mein Mandant auch hierfür Mitverantwortung trägt." Anführer sei er jedenfalls keiner gewesen – von bedenklichen Inhalten distanziert, habe er sich aber auch nicht. Die Unschuldsvermutung gilt.

{title && {title} } ct, {title && {title} } Akt. 14.07.2025, 14:17, 14.07.2025, 11:57
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