Schwerbewaffnete und maskierte Spezialbeamte führten den gebürtigen Tschetschenen (33) Dienstagfrüh in den Saal 203 am Wiener Landl. Ganz in Weiß nahm der Wiener auf der Anklagebank Platz, bekannte sich "teilschuldig". Sein Mandant sei "kein Anführer und kein Entscheidungsträger", so Verteidiger Florian Kreiner. Der 33-Jährige sei von der Terrororganisation IS "weit entfernt", so der Anwalt.
Doch die 105-seitige Anklage sieht anders aus. Der 33-Jährige soll unter dem Namen "Abu Ashab" über geheime Telegram-Kanäle Millionen Euro an Spenden für den Islamischen Staat gesammelt haben. Über einen Kanal alleine gingen angeblich 73,5 Millionen US-Dollar an Spenden ein.
Vor drei Jahren soll sich der Angeklagte einer Gruppe mit dem Namen "Jamaat" angeschlossen haben, war angeblich deren Finanzschefs. Das gesammelte Geld ging laut Staatsanwaltschaft an in Syrien und Irak inhaftierte IS-Bräute und deren Kinder oder skrupellose Kämpfer – teils wurde es für Waffen verwendet ("Schick ihnen Moneten für circa 3 Gewehre/Waffen"). Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte mit der IS-Führungsriege gut vernetzt gewesen sein, einen Kontaktmann in Syrien gehabt haben.
Wichtigstes "Projekt" des inhaftierten Wieners war angeblich der Freikauf junger verschleierter Frauen, deren Fotos in Gruppen immer wieder gepostet wurden. Zur Tarnung der verdeckten Terror-Finanzierung seien laut Ermittlern Krypto-Wallets und regelmäßig wechselnde Gruppen-Chats genutzt worden.
Er habe mit dem IS nichts am Hut, erklärte der Angeklagte den Ermittlern. Der 33-Jährige wird aber vor allem durch Chats belastet. Ein Urteil steht noch aus – im Falle eines Schuldspruchs drohen dem 33-Jährigen bis zu 15 Jahre Haft. Der Prozess wurde am Dienstag vertagt. Die Unschuldsvermutung gilt!