Die Jodel-Tankstelle ist ein Kursangebot, das seit mehr als zehn Jahren besteht. Gegründet wurde es vom Volkslied-Experten Herbert Krienzer, der 2020 verstarb. Seine Idee lebt heute weiter und hat in Graz viele Anhänger gefunden.
Anders als ein klassischer Gesangsunterricht geht es hier nicht um Perfektion, sondern um das Erleben. Die Teilnehmer sollen spüren, wie befreiend es ist, die Stimme ungebremst einzusetzen – ohne Noten, ohne Leistungsdruck.
Die Termine stehen fix im Kalender: alle zwei Wochen öffnet das Volksbildungswerk in der Grazer Herdergasse seine Türen. Zusätzlich werden manchmal Tiefgaragen als ungewöhnliche Proberäume genutzt, um die besondere Akustik zu erleben. Dieses Setting sorgt für den besonderen Reiz: Betonwände und Neonlicht treffen auf Juchzer, Rufe und Lachen. Was zunächst skurril klingt, wird für viele zum unvergesslichen Erlebnis.
Die Jodel-Tankstelle richtet sich an alle Altersgruppen. Vom neugierigen Anfänger bis zum erfahrenen Sänger sind alle willkommen. Vorkenntnisse sind nicht nötig, nur die Lust, die eigene Stimme auszuprobieren. Fortgeschrittene haben die Möglichkeit, an Technik und Ausdruck zu feilen. Anfänger erleben, wie schnell aus einfachen Rufen ein gemeinsamer Rhythmus entsteht. Genau diese Mischung macht den Reiz der Tankstelle aus.
Der Ablauf ist immer ähnlich: Zuerst werden Körper und Stimme mit Lockerungs- und Atemübungen vorbereitet. Danach beginnen die Teilnehmer mit einfachen Lauten, die nach und nach in ein Jodelmuster übergehen.
Trainerin Olivia Koland begleitet die Gruppe und erklärt gegenüber dem "ORF": "Jodeln ist eine Mischung aus Rufen, Singen und Sprechen." Mit jedem Versuch steigt die Sicherheit, und am Ende klingt die Garage wie ein improvisierter Chor.
Das Volksliedwerk betont, dass es nicht nur um Brauchtum geht. Jodeln soll Stress abbauen, Freude bereiten und Kraft schenken. Viele Teilnehmer berichten, dass sie nach einer Stunde erleichtert und voller Energie hinausgehen.
"Es ist wie das Ölen eines Instruments – nur dass das Instrument die Stimme ist", sagt Koland. Mit dieser einfachen Formel ist klar, warum die Jodel-Tankstelle längst ein Fixpunkt in Graz geworden ist.
