In einer neuen Studie haben australische Forscherinnen der Monash University in Melbourne die Entwicklung der Schuhmode von "Barbie"-Puppen seit 1959 untersucht. Dabei ging es allerdings weniger um modische Aspekte, denn um gesundheitliche.
Denn Studienautorin Cylie Williams ist Podologin (Podologie ist die Lehre der medizinischen Fußbehandlung) mit Spezialisierung auf Fußgelenksfehlstellungen und ist Mitherausgeberin der australischen Zeitschrift für Fuß- und Knöchelforschung. Dafür hat sie und ihr Team 2.750 Puppen der letzten 65 Jahren analysiert.
Das Ergebnis: Während "Barbies" noch bis in die späten 90er-Jahre fast ausschließlich mit spitzen Füßen (für Stöckelschuhe) hergestellt wurden, änderte sich das in den letzten Jahren drastisch: Mittlerweile tragen 60 % der Puppen Sneakers, Ballerinas oder flache Sandalen.
Wurde die Rolle der Frau in der Gesellschaft Ende der 1950er-Jahre, als die erste "Barbie" auf den Markt kam, noch fast ausschließlich als jene der Hausfrau und Mutter verstanden, änderte sich das Ganze mit der Emanzipation vor allem ab Ende der 1960er-Jahre. In der Puppenwelt spiegelte sich diese Veränderung jedoch lange Zeit nicht wider.
Erst in den 1980er-Jahren wurde es Frauen in den USA überhaupt erst erlaubt, ohne Zustimmung eines Mannes (Vater, Ehemann oder anderer Vormund) ein eigenes Unternehmen zu gründen, erzählt Williams zu den gesellschaftlichen Hintergründen ihrer Studie.
In der Arbeitswelt war es häufig vorgeschrieben, Stöckelschuhe als Teil der Arbeitskleidung zu tragen – etwa in der Hotellerie oder bei Stewardessen. Als diese Vorschriften, die wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse der Frauen nahmen, nach und nach bröckelten, zogen auch flache Schuhe zunehmend in die "Barbie"-Welt ein.
"Unsere Studiendaten zeigen, dass auch Barbie mit der Zeit flachere Schuhe bekam. Und es kamen auch immer mehr Barbies, die einen Beruf repräsentierten, auf den Markt – in immer flacheren Schuhen", so Williams im Fachjournal "Plos One".
Ein Spiegelbild für die Emanzipation der Frau in immer mehr Lebensbereichen, schlussfolgert Williams – die im Übrigen nicht generell von High Heels abrät: "Ich trage selber gerne welche". Es sei gar nicht eindeutig erwiesen, ob und wie sehr Schuhe mit hohen Absätzen die Füße verformen, so die Expertin, die auch Co-Vorsitzende des australischen Fuß- und Knöchelforschungsnetzwerkes (AFARnet) ist.