Künstlich am Leben erhalten

Hirntote darf wegen US-Abtreibungsverbot nicht sterben

Adriana Smith ist seit 90 Tagen hirntot. Weil sie schwanger ist und Abtreibung in ihrem Staat illegal ist, müssen die Ärzte sie am Leben erhalten.
20 Minuten
15.05.2025, 15:52
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Wegen einer Hirnblutung ist Adriana Smith (30) aus Atlanta seit über 90 Tagen hirntot. Die US-Amerikanerin ist momentan in der 21. Schwangerschaftswoche – deshalb ist ihre Familie aufgrund des staatlichen Abtreibungsverbots in Georgia gezwungen, sie nicht sterben zu lassen. Die Ärzte haben vor, sie bis in die 32. Woche am Leben zu erhalten, wenn das Kind bis dahin überlebt.

"Es ist eine Qual für mich. Ich sehe meine Tochter atmen, aber sie ist nicht da", sagt Smiths Mutter, April Newkirk. Ihre Familie besucht Smith täglich im Spital, berichtet "People". Bei den Besuchen bringt sie ihren Enkel, den Sohn von Adriana Smith, jeweils mit. Smiths Sohn meint aber, dass seine Mutter lediglich schläft. Newkirk sagt, es sei "herzzerreißend", wenn sie ihren Enkel bei seiner Mutter sieht.

"Es hätte verhindert werden können"

Anfang Februar bekam Smith starke Kopfschmerzen, zu diesem Zeitpunkt war sie in der neunten Schwangerschaftswoche. Wegen ihrer Kopfschmerzen ging sie ins Spital, da die Symptome "stark genug waren, um zu wissen, dass etwas nicht stimme".

"Sie haben ihr Medikamente gegeben, machten aber keine Tests und keinen CT-Scan", sagt Newkirk. Die 30-Jährige wurde nach Hause geschickt. "Hätten sie die Tests gemacht oder sie über Nacht dabehalten, hätten sie es bemerkt. Es hätte verhindert werden können."

Am nächsten Morgen habe Smiths Freund gehört, wie sie im Schlaf nach Luft schnappte und gurgelnde Geräusche von sich gab. Smith wurde umgehend ins Spital eingeliefert. Ein CT-Scan zeigte mehrere Blutgerinnsel in ihrem Gehirn an. Die Ärzte wollten eine Operation durchführen, um diese Gerinnsel zu lösen – doch sie waren zu spät. Smith war bereits hirntot.

Abtreibungsverbot seit drei Jahren

In Georgia ist eine Abtreibung nach der sechsten Schwangerschaftswoche seit 2020 gesetzlich verboten, weil ab dann meist ein menschlicher Herzschlag beim Fötus erkennbar ist. Dabei gibt es Ausnahmen, im Falle eines medizinischen Notfalls oder einer medizinisch aussichtslosen Schwangerschaft, darf diese terminiert werden.

Als "medizinischer Notfall" definiert der Staat einen Zustand, in dem eine Abtreibung notwendig ist, um den Tod der schwangeren Frau oder die erhebliche und irreversible körperliche Beeinträchtigung einer wichtigen Körperfunktion der schwangeren Frau zu verhindern.

Smith sei keiner Gefahr ausgesetzt

Smiths Fall wird als rechtliche Grauzone betrachtet. Aufgrund des Hirntods könne ein medizinischer Notfall für die Mutter ausgeschlossen werden. Die Ärzte sind daher gesetzlich dazu verpflichtet, die lebenserhaltenden Maßnahmen aufrechtzuerhalten, bis der Fötus lebensfähig geboren sei.

Laut Newkirk sei es den Ärzten gesetzlich nicht erlaubt, andere Optionen in Betracht zu ziehen. Die Familie hatte kein Mitspracherecht in der Situation, was das Ganze für sie noch schlimmer macht. Wie sie sich entschieden hätten, kann Newkirk nicht sagen. Abschließend sagt sie: "Mit jedem Tag, der vorübergeht, kostet es mehr, sind wir mehr traumatisiert und haben mehr Fragen."

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