Es ist bereits vieles zerstört. Heimische Produzenten steckten Jahrzehntelang ihr Herzblut in ihre Produkte, doch alleine die Ankündigung Donald Trumps, Zölle auf EU-Produkte einzuführen, vernichtet jetzt Millionen.
Noch dazu: 15.000 Jobs sind ab August in Gefahr, so eine Studie der Bank Austria.
Ein Leidtragender ist der renommierte Bio-Winzer Julius Hafner. Der Burgenländer produziert jährlich etwa 200.000 Flaschen, die meisten (97 %!) gehen ins Ausland, ein Drittel in die USA. Das war sein Hauptmarkt, "in New York und New Jersey war ich in 300 Geschäften vertreten", sagt er zu "Heute". Jetzt ist alles anders. Das Geschäft ist völlig eingebrochen, berichtete zuerst der ORF.
Die Business-Katastrophe begann im Februar, damals wollte Trump bereits Zölle einführen. "Da sind unsere Bestellungen ausgefallen", sagt Hafner im Gespräch mit "Heute". "Unsere Kunden trauen sich nicht. Sie wissen nicht, wie hoch der Zoll sein wird, wenn der Wein endlich ankommt." Erklärung: Die Vorlaufzeit einer Bestellung inklusive landesspezifischer Etikettierung, Transport, Verzollung, "das dauert sechs Wochen – mit so viel muss ich rechnen."
In der Folge verlieren alle Beteiligten: Der Winzer verkauft weniger, die Importeure müssen Zölle abführen und die Kunden müssen für eine Flasche Wein plötzlich viel mehr bezahlen. "Die können jetzt auch nicht um jeden Preis einkaufen…"
Besserung ist keine in Sicht. Im Gegenteil: Trump drohte am Wochenende erneut mit Strafzöllen. Produkte aus der EU sollen ab August mit 30 % belegt werden. "Gute Zeiten schauen anders aus", sagt Hafner, der das Gespräch zwischen seinen Weinreben führt, "ich sitze jede Woche 80 Stunden auf dem Traktor." Der Ausfall der Bestellungen tut weh, die Umsätze sind wichtig: "Du bleibst auf der Strecke, wenn du nicht investieren kannst."
Hafner muss jetzt – neben seiner zeitintensiven Arbeit – neue Exportmärkte finden. Die Konkurrenz ist groß: "Leicht ist das gar nicht, das machen gleichzeitig sehr viele andere Unternehmen auch." Derzeit verkauft Hafner seinen Wein in zwei Shops in Wien, ein wenig 'ab Hof'. Der Rest wird weiterhin ins Ausland verkauft: Brasilien, Australien, Thailand sind wachsende Regionen. Kurios: Seit dem Brexit wird auch aus England mehr bestellt.
Ein Mini-Hoffnungsschimmer existiert, dass Wein-Fans in den USA seine Produkte wieder genießen können: Mitte der Woche hieß es plötzlich, Trump sieht Fortschritte bei Verhandlungen mit der EU. Eine europäische Delegation kämpfte in Washington um eine Verbesserung, davor wurden – als Druckmittel – auch mögliche Maßnahmen bekannt. Die EU wollte im Gegenzug Importzölle auf Autos, Flugzeuge, medizinische Geräte, etc. aus den USA einheben. Der Handelskrieg geht weiter, Europa hofft auf einen Waffenstillstand.
Julius Hafner: "Wenn wir Spaß und Freude am Job verlieren, wäre es das Schlimmste für den Wein."