Überraschende Wende

Keine dritte Piste am Flughafen – nun spricht der Chef

Der Flughafen Wien-Schwechat verzichtet auf den Bau einer dritten Piste. Man könne auch so wachsen, argumentiert Vorstandsdirektor Julian Jäger.
Michael Rauhofer-Redl
26.11.2025, 10:16
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Am Dienstag informierte der Flughafen Wien-Schwechat, dass man keine dritte Piste bauen werde. Das Projekt werde bis auf Weiteres nicht weiter verfolgt. Die Entscheidung sei nach "eingehender Analyse" gefällt worden, heißt es. Diskussionen um eine dritte Piste gibt es seit Jahrzehnten, nun wurde vorerst ein Schlussstrich darunter gezogen.

Das erstmals 1996 beschlossene Projekt erfuhr in den Folgejahren heftigen Widerstand. Speziell unter den Bewohnern umliegender Gemeinden wuchs die Ablehnung, die sich in zahlreichen Bürgerinitiativen widerspiegelte. Auch der aktuelle Chef des Flughafens, Vorstandsdirektor der Flughafen Wien AG Julian Jäger, sprach sich in der Vergangenheit stark für den Bau der dritten Piste aus.

Günstige Prognose auch mit 2 Pisten

Werde diese nicht gebaut, würden Fluglinien auf die relativ nah gelegenen Flughäfen Bratislava, Prag und Budapest ausweichen, so seine frühere Argumentation. Im Ö1-Morgenjournal erklärte er am Mittwoch die Beweggründe für sein Umdenken. Man habe in den vergangenen Tagen und Wochen sämtlich verfügbare Informationen zusammengetragen und sei zum Schluss gekommen, dass man auch ohne dritte Piste weiter wachsen könne.

Man habe auch mit den wichtigsten Partnern – Austrian und Ryanair – Rücksprache gehalten. Der Flottenplan der Austrian ergebe langfristig ein positives Bild. Letztlich hätten auch aktualisierte Baukosten in der Gemengelage zu dem Entschluss geführt. Anhand neuester Entwicklungen gehe man davon aus, auch im Zweipisten-System bis zu 50 Millionen Fluggäste abfertigen zu können. Das sei "deutlich mehr", als in der Vergangenheit berechnet worden sei. Denn, so Jäger, die Flugzeuge seien größer und zugleich voller geworden.

Fokus auf Terminal-Kapazität

Dass der Flughafen an Bedeutung verliere, will Jäger nicht gelten lassen, vielmehr gehe es ihm darum, "ein realistisches Bild zu zeichnen". Der Flughafen habe 400 Millionen Euro auf der hohen Kante, also keine Schulden. Man werde in den kommenden Jahren jeweils 200 bis 300 Millionen Euro jährlich in die Terminal-Infrastruktur investieren. Denn: Der Fokus habe sich von Pistenkapazität auf Terminalkapazität verlagert.

Vom ORF-Radio auf die bisherigen Kosten, die man in die dritte Piste investiert habe, erklärte Jäger, dass bislang 90 Millionen Euro investiert worden seien – etwa in Zahlungen an umliegende Gemeinden oder Umweltprojekte. Allerdings spare man sich nun eine Investition von rund zwei Milliarden Euro. Ob damit das Thema dritte Piste für alle Zeit aus der Welt sei, konnte Jäger nicht garantieren. Eine solcher werde aber frühestens in den 2040er Jahren wieder Thema werden.

{title && {title} } mrr, {title && {title} } Akt. 26.11.2025, 10:20, 26.11.2025, 10:16
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