Um 20.37 war am Donnerstagabend Schlusspfiff des Conference-League-Spiels zwischen Rakow Czestochowa und Rapid Wien. Polens Vizemeister siegte mit 4:1. Dass es auch das letzte Spiel von Trainer Peter Stöger bei den Grün-Weißen sein würde, zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt und in den Stunden danach noch nicht ab, obwohl der Hütteldorfer Anhang bereits im Auswärtsblock "Stöger raus" skandierte, die rund 900 mitgereisten Fans aus Protest gegen die eigene Mannschaft vorzeitig den Block verlassen hatten. Rapids Sport-Geschäftsführer Markus Katzer hatte zumindest vorerst versucht, eine Trainerdiskussion im Keim zu ersticken.
Um 12:15 Uhr ging am Freitag Stögers Amtszeit dann aber endgültig zu Ende. Da erschien die Presseaussendung der Hütteldorfer, die es in sich hatte. Stöger und sein "Co" Thomas Sageder müssen mit sofortiger Wirkung und nur zwei Tage vor dem Bundesliga-Schlagerspiel gegen den LASK am Sonntag (17 Uhr) gehen. Stefan Kulovits übernimmt vorerst wieder interimistisch.
"Die Entwicklung der letzten Wochen macht diese Freistellungen notwendig. Wir wollten nach der letzten Länderspielpause eine Trendumkehr erreichen und waren sehr zuversichtlich, dass dies gelingt, leider ging die Tendenz aber sowohl beim Heimspiel gegen den GAK als auch am Donnerstag im Europacup in Polen weiter nach unten. Sowohl die letzten Resultate als auch Leistungen haben uns nun zu dieser Entscheidung veranlasst.", erklärte Katzer die Stöger-Trennung.
Direkt nach Schlusspfiff hörten sich die Katzer-Äußerungen am "Sky"-Mikrofon dann noch anders an. "Wenn man sich die letzten Wochen, die Ergebnisse und die Art und Weise, wie wir gespielt haben, anschaut, dann sind wir in einer Abwärtsspirale drin. Die Entwicklung passt nicht", hatte Katzer nach dem Schlusspfiff im polnischen Sosnowiec auch Kritik am Trainerteam durchklingen lassen, danach aber auch die Mannschaft in die Pflicht genommen. "Dann geht alles nicht mehr so leicht von der Hand, dann redet man von Körpersprache, von Einsatz. Momentan ist extrem viel Verunsicherung in der Mannschaft drinnen. Das kann man ändern, indem man Siege einfährt, Punkte macht", nahm Katzer danach aber auch seine Spieler in die Pflicht.
"Wir haben viele gute Spiele gemacht, gerade am Anfang der Saison. Aber es geht um die jetzige Situation. Und die ist nicht zufriedenstellend", so Katzer. Der danach den von ihm installierten Stöger und dessen "Co" Sageder aber noch verteidigte. "Trotzdem werden wir alle gemeinsam da wieder rauskommen. Wir müssen die Dinge aufarbeiten, es geht ja Schlag auf Schlag. Wir brauchen einfach diesen Befreiungsschlag, dass wir Punkte machen oder Siege einfahren", hatte der 45-Jährige gemeint.
Und dann direkt auf einen möglichen Stöger-Rauswurf angesprochen noch erklärt: "Für uns ist wichtig, dass wir keine Trainerdiskussion lostreten – schon gar nicht öffentlich. Wichtig ist, dass wir die Ruhe bewahren in so einer Situation. Man darf sich nicht von Emotionen leiten lassen, schon gar nicht von Emotionen anderer. Wir werden auch dieses Spiel aufarbeiten, darüber sprechen und dann schauen, dass wir am Sonntag ein anderes Gesicht zeigen." Von Kritik an Coach Stöger oder einer deutlichen Wortmeldung in Richtung des Coaches war da nichts zu hören. Nicht einmal 15 Stunden später ist Stöger dann entlassen gewesen.
Obwohl Katzer zuvor noch meinte, es sei wichtig, in einer derartigen Phase präsent zu sein, Gespräche mit dem Trainer zu führen, "da zu sein und zu unterstützen, auch das Vertrauen zu schenken." Stöger hatte über die Katzer-Aussagen zu seiner Person zuletzt noch gemeint: "Ab dem Zeitpunkt, wo man Rückendeckung bekommt, ist ja schon etwas im Busch. Wir kennen das Geschäft. Ich habe nicht das Gefühl, dass die handelnden Personen daran zweifeln, dass wir an den richtigen Stellschrauben drehen können."