Kaum ein Hersteller bietet aktuell noch einen Kleinwagen im A-Segment an. Die Koreaner glauben aber immer noch an das Konzept, in der Stadt mit einem kleinen Flitzer gut von A nach B zu kommen. Aus diesem Grund bietet Kia nach wie vor den kleinen Picanto (3,6 Meter lang) mit zwei Motorisierungen an: Ein 1.0 Liter Benziner mit 63 PS und ein 1,2 Liter Benziner mit 79 PS. Der Stärkere im Bunde kann auf Wunsch mit einem automatisierten Getriebe bestellt werden. Die Preise starten übrigens bei 15.140 Euro. "Heute" hat die Top-Version GT-Line ausgiebig getestet.
Das Facelift hat dem Kia Picanto richtig gut getan. Die kantige Form des Fahrzeugs und die neue Lichtsignatur erinnert nun auch an die Optik der großen Kia-Brüder. In der GT-Line machen die sportlicheren Stoßstangen in Kombination mit den 16 Zoll Alufelgen einen überaus feschen Eindruck. Auch im Innenraum hat sich Kia viel Mühe gegeben, eine hochwertige Optik umzusetzen. Dass die Materialien überwiegend aus Hartplastik bestehen, dürfte in der Fahrzeugklasse aber niemanden wundern.
Fakt ist aber: Der Picanto wirkt auch im Innenraum erstaunlich frisch und bietet alle Features, die man im Alltag so braucht. Led-Scheinwerfer, induktives Handyladen, Klimaanlage sowie Tempomat und Rückfahrkamera - hier fehlt es wirklich an nichts. Außerdem hat er die bereits verpflichtenden Sicherheitssysteme wie Spurhalte- und Notbremsassistent, Verkehrszeichen- und Müdigkeitserkennung mit an Bord. Das dürfte letztendlich auch einer der Gründe sein, warum der City-Flitzer im Vergleich zum Vorgänger teurer geworden ist.
Wie in der Klasse auch üblich, ist es relativ laut im Auto. Längere Autobahnetappen können hier mühsam werden. Doch dafür ist der Picanto definitiv nicht gebaut, auch wenn er stolze 160 km/h schnell fährt. Von 0 auf Tempo 100 geht es in... ach vergessen wir das: Es ist möglich! Der Verbrauch pendelte sich im "Heute"-Test bei etwa 6,3 Litern ein.
In der Stadt fühlt er sich definitiv wohler, was auch auf die überaus direkte Lenkung zurückzuführen ist. Das Fahrwerk hingegen fällt straff aus, Straßenunebenheiten gibt der Koreaner also an seine Insassen weiter. Dennoch macht der charmante Picanto auf seine Art und Weise Spaß. Es ist eben Autofahren, wie früher.
In der ersten Sitzreihe finden Personen mit 1,85 eine geeignete Sitzposition. Dahinter können sich dann aber nur Personen hinsetzen, die keine Beine haben. In der zweiten Sitzreihe geht es eben etwas beengter zu. Aber bei der Fahrzeuggröße ist auch das für niemanden eine Überraschung. Man sollte sich eher freuen, dass man vier Türen hat und nicht über umklappbare Vordersitze nach hinten klettern muss. Bei umgelegter Rücksitzbank bietet der Picanto zudem 1.010 Liter Kofferraumvolumen. Das reicht für einen großen Samstagseinkauf also allemal aus.
Das automatisierte Schaltgetriebe ist gewöhnungsbedürftig. Aufgrund des geringen Bauraums und des Kostendrucks entschied sich Kia, das Getriebe so "besonders" zu machen. Erstens gibt es keine P-Stellung – man lässt den Picanto also immer in einem Gang stehen und muss die Handbremse ziehen. Wer das vergisst, wird gnadenlos vom Fahrzeug angepiepst. Beim Starten muss der Wahlhebel in die N-Stellung gebracht werden, sonst startet der Motor nicht. Wer es geschafft hat, loszurollen, merkt schnell: Hier sollte man es nicht eilig haben.
Das Getriebe legt die Gänge wie ein alter Mann ein, der während des Schaltens erstmal den richtigen Gang finden muss. Die Schaltpausen sind nicht nur spürbar, sondern dauern auch rund eineinhalb Sekunden. Das ist vor allem Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Doch nach einigen Kilometern nimmt man es dem kleinen Picanto nicht mehr übel. Ganz im Gegenteil: Im City-Stau freut man sich, nicht ständig schalten zu müssen. Wer den Picanto aber sportlicher bewegen will, der sollte definitiv zum Schaltgetriebe mit drei Pedalen greifen.
Der Kia Picanto kämpft im Kleinstwagensegment nach wie vor um sein Bestehen. Uns hat besonders gut gefallen, dass es dieses Modell nach wie vor gibt! Es ist schön zu sehen, wie sich die einst kleinen Fahrzeuge, die zum Teil ohne Klimaanlage ausgestattet waren, heute weiterentwickelt haben. Zudem gibt es Kia-typisch sieben Jahre oder 150.000 Kilometer Garantie. Die GT-Line mit Vollausstattung kostet jedoch 24.490 Euro, was nicht mehr ganz so günstig ist.
Die Koreaner haben bewiesen, dass ein pragmatischer Zugang zur Mobilität auf vier Rädern überaus fesch und modern sein kann. Mehr Auto braucht in einer Großstadt wirklich niemand.