Ein einziger Schritt veränderte alles: Auf dem Heimweg vom Kindergarten in Oberkärnten blieb ein 4-jähriges Mädchen mit dem linken Auge an einer hervorstehenden Schraube eines Zauns neben einem Tennisplatz hängen. "Das Auge wurde regelrecht aufgeschlitzt", schildert Anwalt Franz Oberlercher. Die Mutter war dabei, alles passierte in Sekunden. Trotz Notoperation konnten die Ärzte das Sehvermögen nicht retten – das Kind ist seither auf einem Auge blind.
Laut "Kleine" befand sich der Unfallort neben einem Tennisplatz, der von der Gemeinde verpachtet wurde. Der Zaun trennte Gehweg und Anlage – genau dort geschah das Unglück im Dezember 2018. Seitdem sucht die Familie nach Verantwortlichen.
Die rechtliche Frage beschäftigt die Gerichte seit Jahren: Muss die Gemeinde als Eigentümerin oder der Tennisverein als Pächter zahlen? Da es keine Einigung gab, klagte Oberlercher beide Parteien. 2023 sprach das Landesgericht Klagenfurt der Familie 48.500 Euro Entschädigung plus Haftung für Folgeschäden zu.
Doch das Oberlandesgericht hob das Urteil wieder auf. Es sollen zusätzliche Beweise aufgenommen werden. Damit geht der Albtraum in die nächste Runde – fast sieben Jahre nach dem Unfall wartet die Familie weiter auf Gerechtigkeit.
Eine neue Richterin übernahm den Fall und führte vergangene Woche einen Lokalaugenschein am Unfallort durch. Doch vieles ist dort heute verändert: Der Platz ist zugewachsen, der Zaun abgesperrt. "Trotzdem ist es wichtig, dass sich die Richterin ein Bild macht", betont Oberlercher.
Ein technischer Sachverständiger begutachtete die Stelle. Sein Fazit: Der Überstand der Schraube war zu lang und damit laut "Kleine"-Bericht unfallkausal. Nun muss das Gericht klären, ob dieser Mangel der Gemeinde oder dem Verein hätte auffallen müssen. Beide weisen jede Schuld weit von sich.
Mehrere Zeugen berichteten, dass Kinder täglich an dieser Stelle vorbeigingen. Die Richterin ließ das "Gehverhalten der Kinder" genau schildern. Für viele Eltern im Ort ist klar: Der Zaun war schon lange ein Risiko.
Doch während sich die Erwachsenen um Paragrafen streiten, trägt das Kind die Folgen. Für die Familie bedeutet jeder Gerichtstermin, alte Wunden aufzureißen. "Sie hat gelernt, mit der Blindheit zu leben", so der Anwalt. "Aber die Ungewissheit bleibt."