Lehrer-Vertreter alarmiert

"Kinder werden immer jünger" – Fasten im Ramadan

Immer mehr Kinder fasten – auch in der Schule. Doch Experten und Lehrer warnen: Die gesundheitlichen Risiken sind groß und der Druck wächst.
Wien Heute
12.03.2025, 18:32
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Der Fastenmonat Ramadan ist nicht nur für Erwachsene Muslime ein zentraler Bestandteil des religiösen Lebens, sondern auch für immer jüngere Schüler. "Kinder fasten immer früher – immer mehr von ihnen verzichten schon im Grundschulalter auf Essen und Trinken", erklärt Thomas Krebs, Wiener Pflichtschulgewerkschafter, im Gespräch mit "Heute".

Druck aus der Gemeinschaft und der Familie

Krebs beschreibt den zunehmenden Druck, der auf den Schülern lastet. Dieser kommt nicht nur aus der Schule, sondern vor allem auch aus den Familien und von Gleichaltrigen. "Die Mehrheit der Schüler, die fasten, ist in der Sekundarstufe, aber auch immer mehr jüngere Schüler werden mit dem Fasten konfrontiert", sagt Krebs.

Der Gruppenzwang in den Klassen wachse, und viele Kinder sollen nicht aus eigener Überzeugung fasten, sondern weil sie sich von ihren Mitschülern oder Eltern dazu gedrängt fühlen, beschreibt der Gewerkschafter. Auch die Auswirkungen auf die Konzentration und die körperliche Verfassung der Kinder seien problematisch.

Gesundheitsrisiken und gesellschaftlicher Druck

Doch das Fasten ist nicht ohne Risiko, besonders für die jüngeren Kinder. Immer mehr Lehrer und Schulpsychologen berichten von Kindern, die während des Unterrichts erschöpft und  unterzuckert sind. Im Extremfall werden sie sogar ohnmächtig. Diese gesundheitlichen Probleme sind besorgniserregend, aber der Druck, nicht "aufzugeben", wächst. Besonders problematisch ist, dass Kinder, die das Fasten abbrechen oder nicht mitmachen, in ihrer Gemeinde oder Schule als "Fastenbrecher" beschimpft werden. Diese Stigmatisierung macht es für die Kinder noch schwerer, sich gegen das Fasten zu entscheiden, selbst wenn es ihre Gesundheit gefährdet.

Eine Direktorin eines Wiener Gymnasiums musste sich kürzlich mit solch einem Vorwurf auseinandersetzen, nachdem sie eine Schülerin vom Fasten abgeraten hatte. Die Direktorin wurde daraufhin selbst als "Fastenbrecherin" beschimpft, was die Bedeutung des sozialen Drucks unterstreicht, dem viele Kinder und auch die Erwachsenen ausgesetzt sind, wenn es um das Thema Fasten geht.

Religionsunterricht und Raum für Gebet

Doch wie können Schulen damit umgehen? "Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft und Schule darauf achten, dass Kinder die Freiheit haben, ihre religiösen Praktiken selbst zu bestimmen", so Krebs.

Trennung von Staat und Kirche – Ein Balanceakt

In vielen Schulen wird mittlerweile versucht, den Ramadan im Unterricht zu integrieren, indem Gebet und religiöse Praktiken im Religionsunterricht besprochen werden. "Es gibt klare Grenzen, was im schulischen Kontext möglich ist", sagt Krebs. Die Trennung von Staat und Kirche sowie die Religionsfreiheit erfordern es, dass Schulen keine religiösen Praktiken auferlegen oder die Kinder zu einer bestimmten Praxis drängen.

Doch bei der Frage, wie viel Unterstützung für religiöse Bedürfnisse – wie das Gebet oder die Teilnahme am Ramadan – in die Schulorganisation integriert werden kann, ist die Diskussion noch lange nicht abgeschlossen. Wichtig ist, dass Kinder nicht ausgeschlossen werden, weil sie nicht fasten oder weil sie aus gesundheitlichen Gründen das Fasten abbrechen müssen.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 13.03.2025, 09:54, 12.03.2025, 18:32
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