Der kleine Inselstaat Tuvalu im Pazifik gehört zu den jenen Regionen der Welt, die am massivsten von globaler Klima-Erwärmung und steigendem Meeresspiegel bedroht sind. Jetzt reagiert der Staat jetzt mit einem historischen Schritt. Fast ein Drittel der Bevölkerung hat binnen einer Woche Klima-Asyl in Australien beantragt.
Konkret geht es um 3.125 Menschen – bei insgesamt nur rund 10.600 Einwohnern. Möglich macht das ein bahnbrechendes Abkommen, das Australien und Tuvalu im November 2023 beschlossen haben. Es trat Anfang 2024 in Kraft und erlaubt den Einwohnern, mit einem speziellen Visum legal nach Australien auszuwandern, um sich vor den Folgen der Klimakrise zu schützen.
Die Zeit läuft gegen das kleine Inselparadies. Tuvalu leidet bereits jetzt unter dem steigenden Meeresspiegel. Zwei von neun Koralleninseln sind nahezu unbewohnbar – und laut Wissenschaftlern könnte der gesamte Staat innerhalb der nächsten 80 Jahre vollständig im Meer verschwinden.
Australien zeigt sich solidarisch – zumindest offiziell. Mit der sogenannten Falepili-Union verpflichtete sich das Land, Tuvalu vor Naturkatastrophen, Pandemien und militärischen Bedrohungen zu schützen. Jährlich werden nun 280 Klima-Visa vergeben – doch die Nachfrage zeigt: Die Zeit drängt.
"Australien erkennt die zerstörerischen Auswirkungen des Klimawandels an – vor allem in der Pazifikregion", erklärte das Außenministerium in Canberra. Das Klima-Visum sei weltweit das erste seiner Art und ermögliche "Mobilität mit Würde".
Kritik bleibt trotzdem nicht aus. Einerseits fürchten viele, dass Tuvalu seine junge, gut ausgebildete Bevölkerung verliert. Andererseits steht Australien selbst international unter Druck – wegen seiner anhaltenden Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, die massiv zur Erderwärmung beitragen.