Was passiert, wenn in Europa ein Atomkraftwerk explodiert? Dieser Albtraum wurde jetzt unter realitätsnahen Bedingungen durchgespielt: Zwischen 23. und 25. Juni fand mit Convex-3 die bislang größte internationale Übung der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) zu einem nuklearen Notfall statt – mit Beteiligung von 76 Staaten und zehn internationalen Organisationen.
Das Szenario: Ein schweres Erdbeben in Rumänien beschädigt das Atomkraftwerk Cernavodă – das Kühlsystem fällt aus, radioaktive Stoffe gelangen in die Atmosphäre. Je nach Wetterlage könnte auch Österreich in Gefahr sein – die Entfernung von etwa 1.000 Kilometern ist ähnlich wie bei Tschernobyl 1986.
Auch Österreich war bei dem Ernstfall-Training dabei. Der an der Übung beteiligte Wetterdienst GeoSphere Austria hat bei solchen Katastrophen zwei Schlüsselrollen: International gehört das Institut zu einem Netzwerk von nur zehn meteorologischen Zentren weltweit, die für die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) die Verbreitung radioaktiver Wolken berechnen. National arbeitet GeoSphere eng mit dem Strahlenschutz im Landwirtschaftsministerium zusammen. Das BMLUK war ebenfalls an der Strahlenschutzübung beteiligt.
"Unsere Modelle zeigen in Echtzeit, wohin sich die radioaktive Wolke bewegt – aber auch rückwärts, woher sie kommt", erklärt GeoSphere-Experte Gerhard Wotawa. Das hilft nicht nur bei Unfällen, sondern auch bei der Überwachung von möglichen Atomtests weltweit.
An der Übung beteiligt waren hunderte Einsatzkräfte, Hubschrauber, Feldspitäler, Cybersicherheit-Teams – und sogar ein "Social-Media-Simulator", der Falschmeldungen in Echtzeit streute. Auch Hackerangriffe auf Infrastrukturen wurden simuliert. Ziel: Schwachstellen aufdecken, Kommunikation testen, Abläufe verbessern.