Straßen, Gewerbeparks, Fachmarktzentren – der fortschreitende Flächenverbrauch in Österreich kennt keine Grenzen. Laut dem neuen Bodenreport des WWF verschwinden täglich elf Hektar Boden, also mehr als 15 Fußballfelder, unter Beton und Asphalt. Das ist viermal so viel wie (ursprünglich) politisch gewollt.
Das seit über 20 Jahren versprochene Limit von 2,5 Hektar pro Tag sei laut WWF jedes Jahr überschritten worden, in Summe 111.000 Hektar jährlich. Hochgerechnet drohen bis 2050 weitere 1.000 Quadratkilometer Bodenverlust – das entspricht dem Vierfachen der gesamten verbauten Fläche Wiens.
"Österreich geht extrem verschwenderisch mit der endlichen Ressource Boden um", kritisiert WWF-Programmleiterin Hanna Simons. Die Naturschutzorganisation fordert daher einen Bodenschutzvertrag und endlich verbindliche Ziele.
Die Hauptschuld für den Bodenfraß sieht der WWF in einer zersplitterten Raumordnung, schwachen Kontrollen und fehlgeleiteten Subventionen. Besonders kritisch: Der Straßenbau. "Neue Straßen wirken wie ein Magnet für weitere Verbauung", warnt WWF-Bodenschutzsprecher Simon Pories.
Ein besonders bedenklicher Trend: Der Flächenzuwachs bei Betriebsgebieten und Fachmarktzentren. Seit dem Jahr 2000 haben sich Letztere um 160 Prozent vermehrt. Auch das Wachstum von Betriebsflächen schlägt mit über drei Hektar pro Tag zu Buche – allein damit wird das 2,5-Hektar-Ziel bereits gesprengt.
Der Bodenverlust trifft nicht nur Natur und Landwirtschaft, sondern verschärft auch Folgen der Klimakrise. Versiegelte Böden können kein Wasser speichern, was Hochwasser und Dürren verschärft. Intakte Böden, Flüsse und Auen seien laut WWF ein "grünes Sicherheitsnetz".
Fakt ist: Beton lässt kein Leben zu. Der WWF fordert daher 22 konkrete Maßnahmen – von Entsiegelung über Raumordnungs-Reform bis zu einer Öko-Steuer. Die Botschaft: "Nur mit mutigem Handeln lässt sich die Zukunft unseres Bodens retten."