Allianz-Vorstand schlägt Alarm

Klimaschäden – "Welt in Flammen ist nicht versicherbar"

Wenn Klima-Risiken nicht mehr bezahlbar sind, drohen wirtschaftliche Kettenreaktionen – und Schäden, die weder Versicherer noch Staaten auffangen.
Bernd Watzka
04.05.2025, 16:58

Waldbrände, Fluten und Stürme: Die Klimakrise könnte mit der Zunahme extremer Wetterereignisse einen ökonomischen und zivilisatorischen Kollaps auslösen. Davor warnt Günther Thallinger, Vorstandsmitglied der Allianz-Versicherung.

In einem Posting auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn erläuterte er, wie steigende Temperaturen dazu führen, dass viele Klimarisiken künftig nicht mehr versicherbar sein werden.

Versicherungen ziehen sich zurück

In manchen Regionen der Erde seien Versicherungen bereits ausgestiegen: In Kalifornien ziehen sich Versicherer wegen der zunehmenden Waldbrand-Risiken aus vielen Regionen zurück. Laut Moody’s haben einige Gesellschaften bereits nach den Feuern von 2017 und 2018 keine neuen Verträge mehr angeboten oder bestehende Polizzen nicht verlängert.

Naturkatastrophen kosteten 280 Milliarden Euro

Die Waldbrände in Los Angeles im Jänner des Jahres verursachten Schäden von umgerechnet 50 Milliarden Euro – mit Milliardenverlusten für die drei großen US-Versicherer Allstate, Travelers und Chubb.

Laut Rückversicherer Munich Re verursachten Naturkatastrophen im Vorjahr weltweit Schäden von mehr als 280 Milliarden Euro– davon waren nur knapp die Hälfte (123 Mrd.) versichert.

Dominoeffekt auf Finanzdienstleistungen

"Wir nähern uns schnell Temperatur-Niveaus, bei denen Versicherer viele Risiken nicht mehr abdecken können", warnt Thallinger. Er sieht einen Dominoeffekt: Ohne Versicherungsschutz würden langfristig auch Finanzdienstleistungen wie Hypotheken und Investitionen "untragbar".

Ein Ende des Trends ist nicht in Sicht: Das Jahr 2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen – die globale Mitteltemperatur lag bei rund 1,62 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau (1850–1900).

Viele Branchen unter Druck

Die Folgen wirken sich auch in Landwirtschaft, Infrastruktur, im Bausektor oder in der Industrie aus – Thallinger prophezeit "klimabedingte Kreditklemmen". Der wirtschaftliche Wert ganzer Regionen an Küsten oder in Trockengebieten würde allmählich aus den Finanzbüchern verschwinden.

"Man kann keine Versicherung für eine Welt anbieten, die in Flammen steht", erklärt Thallinger, der die weltpolitische Lage kritisiert: So werde der Temperaturanstieg auf bis zu vier Grad immer wahrscheinlicher.

Katastrophenschutz bald unleistbar

Ab drei Grad seien die Schäden allein vom Staat und Versicherungen nicht mehr aufzufangen. So hätten sich beispielsweise in Australien zwischen 2017 und 2023 die staatlichen Ausgaben für Katastrophenschutz versiebenfacht.

Im Jahr 2024 investierte Australien umgerechnet rund 550 Millionen Euro in den Katastrophenschutz. In Deutschland lagen die vergleichbaren Mittel bei 570 Millionen Euro.

Wirtschaftliche Schäden in Billionen-Höhe

Der Klima-Risiko-Index der Umweltorganisation Germanwatch zeigt: Zwischen 1993 und 2022 starben rund 800.000 Menschen infolge von Naturkatastrophen. Die wirtschaftlichen Schäden beliefen sich weltweit auf etwa 3,7 Billionen Euro – bis 2050 könnte sich dieser Betrag mehr als verzehnfachen. Rasches Handeln ist wohl erstes Gebot.

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