Tausende Kunden sind betroffen: Chinesische Onlineplattformen bedrohen nicht nur Österreichs Handel mit Steuertricks, so bringen auch jede Menge Billigprodukte mit gefährlichen Chemikalien ins Land, so Greenpeace.
Unter den beanstandeten Stoffen sind auch verbotene Chemikalien – darunter die gefährlichen Ewigkeitschemikalien (PFAS) –, die weit über den gesetzlichen Grenzwerten liegen. Ein Shein-Schuh enthielt beispielsweise laut Test 229-mal mehr schädliche Weichmacher als erlaubt.
Seit Jahren überrollen Onlineplattformen wie Temu, Shein und AliExpress mit aggressivem Marketing und Dumpingpreisen den europäischen Handel – auf Kosten von Konsumenten, Umwelt und fair wirtschaftenden Händlern, kritisieren die Umweltschützer.
Heimische Wirtschaftstreibende sind empört. Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands: "Fernost-Plattformen wie Temu, Shein und AliExpress stehen für eine Generation von Onlinehändlern, die sich am mangelnden EU-Rechtsvollzug bereichern, auf Kosten heimischer Konsumenten, Händler und der Umwelt."
Der unfaire Wettbewerb katapultierte Temu auf Rang 4 und Shein auf Rang 9 der umsatzstärksten Onlineshops in Österreich und mache "hunderttausende Menschen zu Leidtragenden – durch Wohlstands- und Arbeitsplatzverluste sowie negative Umwelt- und Gesundheitsfolgen", sagt Will.
„Temu und Shein stehen für eine Handelslogik, die Ressourcen verschwendet, Luft verpestet und unsere Märkte mit umweltschädlicher Billigware überschwemmt.“Ursula BittnerWirtschaftsexpertin von Greenpeace
Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin von Greenpeace: "Shein und Temu fluten Europa mit Billigprodukten. Dieses Geschäftsmodell ist nicht nur ein Sicherheitsrisiko für die Gesundheit der Verbraucher, sondern basiert auf unfairen Arbeitsbedingungen und gefährdet die Umwelt. Das ist ein ökologischer und sozialer Skandal."
Die Marktmacht wächst rasant: Laut Marktforschungsinstitut NielsenIQ zählen Temu und Shein bereits zu den zehn umsatzstärksten Onlineshops in Österreich. 2024 erreichte Temu Platz 4, Shein Platz 9. Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht – im Gegenteil, der Zollstreit der USA mit China wird heuer massive Handelsumlenkungen nach Europa zur Folge haben.
Im Vergleich zum klassischen Handel setzen diese Plattformen auf Direktversand aus China, meist per klimaschädlicher Luftfracht, ohne Verantwortung für Produktsicherheit, Steuern oder Umweltstandards zu übernehmen.
Laut NIQ-Zahlen erwirtschaften die Fernost-Player mehr als die Hälfte ihres Umsatzes in den Segmenten Bekleidung, Haushalt und Elektronik. Im Vorjahr hat bereits ein Viertel aller Österreicher zumindest ein Mal bei Temu bestellt, 16 Prozent bei Shein und 5 Prozent bei AliExpress.
Die 150-Euro-Zollfreigrenze werde dabei systematisch missbraucht – zum Schaden des heimischen Handels (4,5 Mrd. Euro Umsatz-Entgang), der Innenstädte (15 Prozent Leerstand) und der öffentlichen Hand (750 Mio. Euro MwSt.-Entgang).
4-Punkte-Plan gegen Online-Riesen aus Fernost