Klimaschutz

Klimaschutz-Potenzial heimischer Wälder unterschätzt

Wälder sind wichtige Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise. Artenvielfalt macht widerstandsfähig. Der WWF fordert die Nutzung dieses Potenzials.

Lydia Matzka-Saboi
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Wälder sind unsere grünen Lungen, wertvolle Kohlenstoffspeicher und fördern die Artenvielfalt.
Wälder sind unsere grünen Lungen, wertvolle Kohlenstoffspeicher und fördern die Artenvielfalt.
Roy Jankowski / Westend61 / picturedesk.com

Wälder sind wichtige Schlüssel im Kampf gegen die Klimakrise. Eine vom Verein "Mutter Erde" und der Naturschutzorganisation WWF Österreich präsentierte Studie zeigt, dass das riesige Klimaschutz-Potenzial von Wäldern derzeit noch viel zu wenig genutzt wird. Wälder sind unsere grünen Lungen, wertvolle Kohlenstoffspeicher und fördern die Artenvielfalt.

Wälder sind die wichtigsten Speicher des Treibhausgases Kohlendioxid. "Wir haben im Bereich des Kohlenstoffspeicherns aus der Atmosphäre wenig technische Alternativen, und die einzige Möglichkeit derzeit, die flächendeckend besteht, ist die Fotosynthese der Wälder", erklärt Studienautor Hanns Kirchmeir vom Institut für Ökologie E.C.O. Auch Äcker und Wiesen leisten einen Beitrag, doch dort würde CO2 nur kurzfristig gespeichert, während Wälder den Kohlenstoff im Holz speichern, erläutert der Ökologe.

"Der Wald ist einer unserer wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise, da er einerseits Kohlenstoff aus der Atmosphäre nehmen und speichern kann und andererseits die Biodiversität entscheidend fördert", erklärt Karin Enzenhofer, Waldexpertin des WWF.

Alte und vielfältige Wälder speichern mehr CO2

Laut der aktuellen WWF-Studie "Die Rolle des Waldes im Klimaschutz" wird das Klimaschutz-Potenzial heimischer Wälder nicht ausgeschöpft. Biodiversität und Klimaschutz hängen eng zusammen. Mit zunehmendem Alter und dem Mischen von Baumarten steigen Artenvielfalt und Widerstandsfähigkeit der Wälder in der Klimakrise (etwa gegen Hitze, Trockenheit oder Schädlingsbefall). Zusätzlich ist in alten Wäldern wesentlich mehr und länger Kohlenstoff gespeichert als in den jüngeren Wirtschaftswäldern.

"Während Bäume in europäischen Urwäldern 300 bis 600 Jahre alt werden, wird die Entwicklung in Wirtschaftswäldern durch den Ernteeingriff bereits nach 80 bis 140 Jahren unterbrochen. Dabei steigen gerade in den Spätphasen des Waldzyklus sowohl die Biodiversität, als auch die Fähigkeit der Wälder, Kohlenstoff zu speichern, stark an", erklärte WWF-Expertin Enzenhofer.

Daher empfiehlt die Naturschutzorganisation, statt auf Monokulturen mit schnell wachsenden Baumarten lieber auf Mischwälder zu setzen. Das sei eine wichtige Maßnahme, um Österreichs Wälder widerstandsfähiger zu machen und vor Schädlingsbefall (wie etwa dem Borkenkäfer) zu schützen.

Wälder können die Reduktion von Treibhausgasen nicht ersetzen

Der Wald sei ein wichtiger Baustein zur Lösung der Klimakrise, aber kein Ersatz für die Reduktion der Treibhausgase und den völligen Ausstieg aus fossilen Energien. Um bis 2040 die Klimaneutralität zu erreichen, müssten die Emissionen um 94 Prozent reduziert werden.

Der WWF empfiehlt, dass 30 Prozent der Waldflächen rasch gesetzlich geschützt werden. "Alte Naturwälder fördern die Speicherung von CO2 und gehören mit zu den artenreichsten Lebensräumen. Derzeit sind in Österreich aber nur ein Prozent der Waldfläche streng geschützt", so Enzenhofer.

Der WWF forderte daher die Verankerung der Klimaschutzfunktion der Wälder im Forstgesetz. Damit könnten Waldbesitzer Förderungen dafür erhalten, "dass sie ihre Wälder ungestört und lange wachsen lassen und somit für ihre Mithilfe beim Klimaschutz belohnt werden."