Klimaschutz

40 Prozent aller Tierarten in Österreich gefährdet

Täglich sterben laut Greenpeace 150 Tier- und Pflanzenarten aus. Schutzmaßnahmen wären nicht ausreichend. Klima- und Biodiversitätskrise ernst nehmen.

Lydia Matzka-Saboi
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Klimawandel, Monokulturen und Lichtverschmutzung führen dazu, dass es immer weniger Feldhamster in Österreich gibt.
Klimawandel, Monokulturen und Lichtverschmutzung führen dazu, dass es immer weniger Feldhamster in Österreich gibt.
Uwe Anspach / dpa / picturedesk.com

Anlässlich der UNO-Artenschutzkonferenz kommende Woche hat Greenpeace gemeinsam mit ATTAC, der Katholischen Jungschar, Fridays for Future und ÖBV-Via Campesina Austria ein gemeinsam verfasstes Manifest zur Erhaltung der Artenvielfalt präsentiert.

Etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten sind weltweit aktuell vom Aussterben bedroht. Seit 1970 haben allein die Wirbeltier-Populationen im globalen Schnitt um 60 bis 70 Prozent abgenommen. Die Population von mehr als 40 Prozent der Insektenarten nimmt ab, ein Drittel aller Insektenarten ist vom Aussterben bedroht. Insekten sind Bestäuber und deswegen unersetzlich für unser Ökosystem.

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Laut Manifest sterben jeden Tag 150 Tier- und Pflanzenarten aus, weil die Artenschutzmaßnahmen der Vergangenheit so gut wie keine Wirksamkeit gezeigt hätten. Allein in Österreich wären 39 Prozent aller Tierarten gefährdet.

"Neben der Klimakrise ist die Artenkrise die größte Bedrohung unserer Zeit", warnt Ursula Bittner von Greenpeace Österreich.
    Ein Wiedehopf füttert einen Jungvogel. Knapp 40 Prozent aller Tierarten sind in Österreich gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht.
    Ein Wiedehopf füttert einen Jungvogel. Knapp 40 Prozent aller Tierarten sind in Österreich gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht.
    Marko König / imageBROKER / picturedesk.com

    Kehrtwende in der Umweltpolitik gefordert

    Mit den 13 Punkten, die das Manifest beinhaltet, soll gezeigt werden, wie der derzeitige Trend gestoppt werden kann. Die Organisationen fordern etwa, dass Energieversorgung, Verkehr, Landwirtschaft, Handel und Fischerei so gestaltet werden, dass Artenvielfalt gefördert wird und Ökosysteme intakt bleiben. Dazu bräuchte es etwa ein starkes EU-Waldschutz- sowie Lieferkettengesetz. Zudem sollte auch der Verkehr klimagerecht besteuert werden.

    Die Organisationen fordern eine Kehrtwende in der Klima- und Umweltpolitik. Mit dem voranschreitenden Artensterben entzieht sich der Mensch seine Lebensgrundlage. "Die Leistungen, die uns die Natur zur Verfügung stellt, hat in den letzten 50 Jahren rapide abgenommen", sagt Ursula Bittner von Greenpeace. Dazu zählen die Bestäubung von Obst- und Gemüsepflanzen, sauberes Trinkwasser, ausreichend große Fischbestände als wichtige Nahrungsquelle und natürliche Schädlingsbekämpfung durch Fressfeinde.

    Ursachen für Artenschwund

    Der Artenschwund hat viele Ursachen: Intensivierung der Landwirtschaft, Zersiedelung bzw. Versiegelung von Böden weil immer mehr Naturflächen zugebaut werden, Überfischung der Meere, Umweltverschmutzung und die Erderhitzung.

    Klimakrise und Artenschwund sind Schwesternkrisen. Zwei Seiten einer Medaille. Das Klima kann nicht geschützt werden, wenn weiterhin Lebensräume im großen Maßstab zerstört werden. Ebenso kann dem Artensterben nicht Einhalt geboten werden, wenn nicht rasch ambitionierte Klimaschutzziele umgesetzt werden.

    Die Zahl der Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien und Fische ist laut "Living Planet Report" des WWF von 1970 bis 2016 um 68 Prozent zurückgegangen. Über Millionen Jahre sind zwar immer Arten ausgestorben und neue entstanden. Der Schwund passiere gegenwärtig aber 1.000 bis 10.000 Mal schneller, als es ohne menschlichen Einfluss der Fall wäre, schätzt die Weltnaturschutzunion IUCN.

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