Klimaschutz

Manifest gegen Lobautunnel – Verkehrswende gefordert

Umweltschützer und Wissenschaftler präsentieren ein Manifest gegen die geplante Nordostumfahrung samt Lobautunnel.

Lydia Matzka-Saboi
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Protestcamp von Umweltschützern gegen das geplante Lobau-Autobahn-Projekt.
Protestcamp von Umweltschützern gegen das geplante Lobau-Autobahn-Projekt.
JOE KLAMAR / AFP / picturedesk.com

"Österreich versagt seit drei Jahrzehnten systematisch bei der Erfüllung der Klimaziele und treibt damit die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen voran. Um das 1,5-Grad-Ziel von Paris einzuhalten, braucht es statt klimapolitischen Rückschritten wie den Bau einer neuen Autobahn, eine massive Emissionsreduktion", wird von einem breiten Bündnis aus Umweltschutzorganisationen, Bürgerinitiativen und Wissenschaftlern im Rahmen einer Pressekonferenz am Dienstag betont.

Seit fast 20 Jahren wird über die Lobau-Autobahn samt Tunnel durch das Wiener Naturschutzgebiet diskutiert. Kaum ein Straßenprojekt emotionalisiert so sehr wie der geplante Lückenschluss der Wiener Außenring-Schnellstraße S1 samt Lobautunnel und Stadtstraße. Die Bauarbeiten für letztere beginnen gerade.

Verkehrswende gefordert

Mit der "Lobauer Erklärung" sprechen sich Umweltorganisation wie VIRUS, Klimaaktivisten von Fridays for Future, aber auch Experten wie der Verkehrswissenschaftler Hermann Knoflacher (TU Wien), die Klimawissenschaftlerin Helga Kromp-Kolb (BOKU Wien) gemeinsam mit Hainburg-Veteranen Bernd Lötsch und Peter Weish generationenübergreifend für eine "verantwortungsvolle Klima- und Umweltpolitik" und gegen "fossile Großprojekte" aus.

Im Manifest ist die Rede vom "teuersten und umweltschädlichsten Autobahnvorhaben Österreichs". Die geplante Lobau-Autobahn bringe keine Verkehrsentlastung. "Diese findet nur in politischen Sonntagsreden statt", heißt es in dem vorgestellten Papier.

Seit Wochen protestieren in Wien Klimaschützer gegen die geplante Lobau-Autobahn und Stadtstraße. Zuletzt hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace mit einer spektakulären Aktion auf die Klimaschädlichkeit der geplanten Verkehrsprojekte aufmerksam gemacht. Greenpeace-Aktivisten kletterten aufs Dach des Wiener Rathauses und besetzten das Büro von Bürgermeister Michael Ludwig.

Straßenprojekte "befeuern Zersiedelung"

Die Verkehrsprojekte Stadtstraße und Lobautunnel wären Symbole dafür, wie es mit einer verfehlten Umweltpolitik nicht mehr weitergehen könne, hieß es bei der Pressekonferenz der Klimaschützer – ähnlich wie Hainburg oder Zwentendorf. "Die Lobau-Autobahn ist ein Musterbeispiel fehlgeleiteter und schädlicher Raumentwicklung. Sie befeuert die Zersiedelung und führt in Folge zu direkter und indirekter Versiegelung wertvoller Bodenflächen und gefährdet die Artenvielfalt", heißt es im Manifest.

An den Folgen von Lärm und Verschmutzung würden vor allem finanziell benachteiligte Personen leiden, wird weiters beklagt. Auch die Umwelt wäre massiv betroffen, heißt es. Das Grundwasser sei gefährdet und in weiterer Folge auch die Trinkwasserversorgung sowie das Auen-Ökosystem.

Stadträtin Sima beruhigt "Lobau bleibt unberührt"

Mobilitätsstadträtin Ulli Sima betont: "Eines ist völlig klar, die Lobau muss unberührt bleiben, daher habe ich schon als Umweltstadträtin für die Tunnel-Variante gekämpft, weil nur so der Nationalpark völlig unberührt bleibt. Das war und ist mir ein Herzensanliegen!"

Die Stadträtin weiter: "Wien hat ein massives Transit-Thema: 230.000 Fahrzeuge wälzen sich täglich über die Tangente quer durch die Stadt. Wir brauchen dringend eine Entlastung! Jede noch so kleine Stadt hat eine Umfahrung, die Millionenstadt Wien nicht! Nach dem Bau der Umfahrung sperren wir die Tangente für den Transit und entlasten die lärmgeplagten Anrainer."