Bis zu 30 Prozent betroffen

Hitzestress: Klimawandel macht Rinder unfruchtbar

Der Klimawandel trifft auch die Milchviehbetriebe in Niederösterreich mit voller Wucht. Die Zahl der erfolgreichen Trächtigkeiten sinkt dramatisch.
Victoria Carina  Frühwirth
21.06.2025, 06:00
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Nicht nur wir Menschen stöhnen unter den immer heißeren Tagen – auch Rinder leiden. Und zwar massiv: Die Zahl der erfolgreichen Schwangerschaften und die Milchleistung sinkt dramatisch, wie eine neue Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien zeigt.

Hitzestress mindert erfolgreiche Fortpflanzung

In Wieselburg und Pottenstein untersuchte ein Forschungsteam rund um Projektleiter Viteszlav Havlicek erstmals konkret, wie sich Hitzetage auf die Fruchtbarkeit der Tiere auswirken – mit alarmierendem Ergebnis: "Die Trächtigkeitsrate ging zuletzt wegen Hitzestresses um zehn bis 20 Prozent zurück. In extremen Fällen kann die Trächtigkeitsrate noch stärker sinken", so Havlicek gegenüber dem "ORF NÖ".

Die Ursache liege tief im Körper der Tiere: Forscher entnahmen Rindern Eileiterflüssigkeit und setzten sie künstlich erhöhter Temperatur aus.

Dabei zeigte sich, dass Hitze die Embryonen schädigt und sogar die Eileiterumgebung negativ beeinflusst. "Eizellen schlechterer Qualität würden nicht mehr befruchtet und Embryonen sterben zum Teil bald nach der Befruchtung wieder ab", erklärt Havlicek weiter gegenüber dem ORF.

Abkühlen und abmelken

Auch die Milchleistung leidet. Kühe fressen bei großer Hitze deutlich weniger – bis zu 25 Prozent – was sich sofort auf die Leistung auswirkt. "Wenn sie weniger Futter aufnehmen, haben sie weniger Energie und andere Stoffe für die Milchproduktion", sagt Havlicek.

Abhilfe? Abkühlung! "Besonders wichtig sind Abkühlungen in der Nacht, dann können sie kurzfristig diese Temperatur aushalten", so der Experte weiter. Als Maßnahmen können Ventilatoren, Nebelduschen oder Schattenwiesen die Milchproduktion vorantreiben. Heruntergebrochen: eine kalt geduschte Kuh produziert mehr Milch.

Rinder trainieren Resilienz

Kritisch sieht Havlicek auch die Zukunft europäischer Hochleistungsrassen: "Besonders anfällig für Hitzestress sind die europäischen Rassen", betont er gegenüber dem "ORF NÖ". Robuste Zebu-Rinder aus Südasien seien widerstandsfähiger, allerdings deutlich leistungsschwächer. Kreuzungen seien keine echte Lösung.

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Deshalb setzt das Folgeprojekt, geleitet von VetMed-Assistenzprofessorin Karen Wagener, auf Stärkung der Eigenresilienz. "Wir erforschen Widerstandsmechanismen in der Gebärmutter der Kuh, die vor Erkrankungen und vor den negativen Effekten von Hitzestress schützen", sagt Wagener gegenüber dem "ORF NÖ". Geplant ist, solche Schutzstoffe später als Nahrungsergänzung zu verabreichen – mit dem Ziel: weniger Hitzestress, mehr gesunde Kälber.

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