"Wollen bis zum Ende bleiben!"

Kloster besetzt! 80-jährige Nonnen verweigern Heim

Drei betagte Nonnen weigern sich zurück ins Heim zu gehen – sie besetzen ihr früheres Kloster und zeigen ihr neues Leben nun auf Instagram.
Christoph Weichsler
12.09.2025, 12:03
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Es ist ein Aufstand der besonderen Art: Drei hochbetagte Nonnen – 88, 86 und 81 Jahre alt – sind in ihr früheres Kloster Goldenstein in Elsbethen (Flachgau) zurückgekehrt. Mit Unterstützung ehemaliger Schülerinnen besetzten sie vergangene Woche das Schloss, in dem sie jahrzehntelang lebten. Für die Ordensfrauen ist klar: Sie wollen dort ihren Lebensabend verbringen.

Das sorgt für Wirbel, denn Ende 2023 waren die letzten Chorfrauen gegen ihren Willen in die Seniorenresidenz Schloss Kahlsperg im benachbarten Oberalm übersiedelt worden. "Ich habe gesagt, ich sterbe garantiert nicht da drinnen. Da leg’ ich mich lieber auf eine Wiese", erklärte Schwester Bernadette trotzig gegenüber dem "ORF".

Alltag im improvisierten Kloster

Unterstützerinnen organisieren nun den Tagesablauf der drei Frauen. Eine Hausärztin kümmert sich um ihre medizinische Versorgung, auch ein Pflegedienst ist im Gespräch. Das Essen sei geregelt, berichtete eine Ex-Schülerin: "Wobei sie am Abend noch immer selbst kochen. Schwester Bernadette war ja früher Kochlehrerin."

Zwar fehlen noch Dusche und Küche, doch die Nonnen fühlen sich nach eigenen Angaben "sehr glücklich". Strom und Warmwasser seien wieder vorhanden, die Räume seien pflegegerecht umgebaut, betonen ihre Helferinnen. Finanziert wird vieles derzeit über Spenden, bald soll auch wieder der Zugriff auf die Lehrerinnenpension klappen.

Instagram statt Klosterschweigen

Auf Instagram zeigen die drei Nonnen fast täglich ihren neuen Alltag: Beten in der Schlosskapelle, gemeinsames Kochen in einer improvisierten Küche oder schlicht das Abendessen am Holztisch. Tausende Menschen verfolgen ihre Beiträge, Solidarität kommt aus allen Richtungen.

Sogar Salzburgs KPÖ-Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl stattete den Frauen bereits einen Besuch ab. Er brachte Wasserflaschen und sprach seine Unterstützung aus. Für viele wird das Kloster so zum Symbol des Widerstands gegen den Verlust von Selbstbestimmung im Alter.

Kirche spricht von "unumgänglich"

Ganz anders sieht das Stift Reichersberg, dem Goldenstein heute untersteht, die Situation. Sprecher Harald Schiffl erklärte: "Die Räumlichkeiten sind schon lange nicht mehr geeignet." Ein altersgerechter Umbau sei von den Nonnen abgelehnt worden. Für ihn ist die Rückkehr ins Pflegeheim "alternativlos und unumgänglich".

Das Stift warnt, die Frauen könnten sich überschätzen. Sauerstofftherapie und Insulin würden benötigt – hier müssten Helferinnen die volle Verantwortung tragen. Zwangsmaßnahmen seien zwar "im Moment nicht geplant", doch das Stift macht klar: Mit ihrem Vorgehen verstoßen die Nonnen gegen ihre Ordensregeln.

Ein ungelöster Konflikt

Ob die Frauen bleiben dürfen, ist offen. Der Übergabevertrag des Schlosses sieht eigentlich vor, dass Ordensmitglieder "so lange im Kloster bleiben können, wie das gesundheitlich vertretbar ist". Doch die Kirche verweist auf die prekäre Gesundheit der betagten Frauen.

Die Nonnen selbst sehen das völlig anders. Für sie ist Goldenstein Heimat und Ort ihrer letzten Jahre. Aufgeben wollen sie nicht – und so bleibt die "Hausbesetzung" im Salzburger Schloss ein Fall, der noch lange Wellen schlagen dürfte.

{title && {title} } CW, {title && {title} } 12.09.2025, 12:03
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