Der größte Eisberg der Welt stirbt - und mit ihm ein Stück antarktische Geschichte. Was einst als majestätisches Monument aus gefrorenem Süßwasser galt, ist nun ein zerbröckelnder Koloss. In den warmen Strömungen des Südatlantiks vor Südamerika schreibt "A23a" sein letztes Kapitel.
1986 kalbte "A23a" vom antarktischen Schelf - ein Ereignis, das damals kaum jemand bemerkte. Doch der Eisberg blieb mehr als 30 Jahre im Weddellmeer stecken, wie ein schlafender Riese auf dem Meeresgrund. Erst 2020 löste er sich und setzte seine Reise fort, getragen vom antarktischen Zirkumpolarstrom.
Anfang 2025 war A23a noch ein Titan: knapp eine Billion Tonnen schwer, Fläche: 4.000 Quadratkilometer - so groß wie die Insel Mallorca. Doch nun, nur wenige Monate später, ist er auf weniger als die Hälfte geschrumpft. Satellitenbilder zeigen: 400 Quadratkilometer sind bereits abgebrochen, kleinere Splitter treiben wie gefährliche Scherben durch die See.
Das Kalben von Eisbergen ist ein natürlicher Prozess. Doch die Geschwindigkeit, mit der "A23a" zerfällt, wirft Fragen auf. Viele Wissenschaftler vermuten, dass der menschengemachte Klimawandel die Lebensdauer solcher Giganten drastisch verkürzt.
Kurzzeitig drohte der Eisberg sogar, die Futterplätze von Pinguinen und Robben auf der abgelegenen Insel Südgeorgien zu blockieren. Doch "A23a" zog weiter, umrundete die Insel und beschleunigte: Bis zu 20 Kilometer am Tag legte er zuletzt zurück - ein Tempo, das selbst erfahrene Forscher überraschte.
"Das Wasser ist viel zu warm, als dass er sich halten könnte", sagt Andrew Meijers von der British Antarctic Survey zur Agentur AFP. Der Eisberg A23a schmelze ständig, sagte der Forscher. Er erwarte, dass es in den kommenden Wochen so weiter gehe, und der Eisberg "in ein paar Wochen nicht mehr wirklich zu erkennen ist".
"Die meisten Eisberge schaffen es nicht so weit", ergänzt Meijers. "A23a" sei außergewöhnlich groß gewesen und habe deshalb länger durchgehalten. Aber sobald ein Eisberg die schützende Kälte der Antarktis verlässt, sei er verdammt, so der Forscher.