Märchenschloss zum Bauen

Königliches Set – LEGO bringt Neuschwanstein nach Hause

Es gibt Bauwerke, die haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Schloss Neuschwanstein gehört zweifellos dazu – und ist dank LEGO nachbaubar.
Rene Findenig
25.08.2025, 15:16
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Hoch oben im Allgäu thront es über den Baumwipfeln, ein Sinnbild für romantische Sehnsucht und König Ludwigs II. Vision einer Welt fernab von Politik und Pflichten. Wer einmal dort war, vergisst diesen Anblick nicht mehr. Selbst auf Fotos wirkt das Bauwerk imposant wie kaum ein anderes. Und genau dieses Gefühl möchte LEGO jetzt mit seiner Architecture-Serie ins heimische Wohnzimmer bringen. Das Set mit der Nummer 21063 ist ein Mammutprojekt mit 3.455 Steinen – und eines der größten Modelle, das die Serie bislang hervorgebracht hat.

Der erste Eindruck: Majestätisch schon beim Auspacken! Schon die Schachtel signalisiert: Hier steckt etwas Besonderes drin. Der schwarze Karton, auf dem das fertige Modell prangt, trägt den Schriftzug "18+". Damit macht LEGO klar: Es ist kein Kinderspielzeug, sondern ein anspruchsvolles Sammlerstück für Erwachsene. Das Booklet im Inneren ist Bauanleitung, Dokumentation und Anekdotensammlung zugleich – und erklärt auch, wie der Designer Rok Žgalin Kobe das Schloss, das heuer UNESCO-Welterbe wurde, in LEGO-Form übersetzt hat.

Bau wirkt anfangs unscheinbar, wird aber majestätisch

269,99 Euro ruft LEGO offiziell für das neue Set Schloss Neuschwanstein auf. Das ist kein Schnäppchen und liegt weit über dem Durchschnitt vieler Architecture-Sets. Allerdings relativiert sich die Summe, wenn man die Teileanzahl und die Größe betrachtet. Mit über 3.400 Steinen bewegt sich das Set im Bereich großer Expert-Modelle, die ähnliche Preise haben. Und schon wenige Wochen nach Verkaufsstart Anfang August war das Schloss bei Händlern teilweise um ein Viertel reduziert erhältlich. Wer Geduld hat, kann also deutlich sparen.

Trotzdem bleibt es ein Premium-Produkt, das sich vor allem an Sammler richtet, die bereit sind, für Qualität zu zahlen. Der eigentliche Reiz dieses Sets offenbart sich beim Aufbau der Teile aus den 23 Papier-Säckchen. Und der verdient eine ganz eigene Erzählung. Zum Start widmet man sich der Basis. Hier entsteht der Fels, auf dem das Schloss thront. Mit grauen Steinen, Slopes und clever gesetzten Elementen gelingt es LEGO, eine felsige Struktur zu erzeugen, die bereits den Eindruck von Höhe vermittelt. Der Bau wirkt anfangs unscheinbar, doch schon bald erkennt man die Grundlage, die das Schloss majestätisch über die Landschaft erheben wird.

Die Fassaden wirken lebendig, die Dachlandschaften realistisch, und die Proportionen sind hervorragend getroffen.
Rene Findenig

Alle Steine vorbedruckt, Sticker gibt es keine

Nachdem das Fundament steht, beginnt der Aufbau der ersten Mauern. Hier entsteht das Torhaus, das später den Zugang zum Schloss markiert. Mit Bögen, kleinen Fensteröffnungen und den ersten Dachteilen spürt man, dass man nun in die Architektur eintaucht. Schon jetzt ist klar: Dieses Modell ist keine Vereinfachung, sondern eine detailverliebte Miniatur. Der Bau ist zwar nicht anspruchsvoll, aber detailverliebt. Mit jedem Bauabschnitt kommen weitere Mauern hinzu. Kleine Fensterreihen werden durch bedruckte Steine angedeutet, und die typischen weißen Fassaden von Neuschwanstein entstehen nach und nach.

Besonders spannend ist die Kombination von weißen und grauen Steinen, die dem Modell Tiefe verleiht und es von einer reinen "weißen Wand" unterscheidet. Übrigens sind beim Set alle verwendete Steine vorbedruckt, Sticker gibt es keine. Ein Höhepunkt sind auch die Türme. Sie sind das Erkennungszeichen von Neuschwanstein und stellen eine der recht wenigen Herausforderungen beim Bau dar. Die runden Strukturen werden durch eine raffinierte Kombination von Kreis-Elementen und ein paar Mal besonderen Ecksteinen geschaffen. Wer hier baut, muss sogar etwas konzentriert bleiben, denn die Symmetrie ist entscheidend.

So sieht das Schloss Neuschwanstein in der Realität aus.
REUTERS

Sattes Sommergrün oder goldgelbe Herbststimmung

Wenn die Türme schließlich mit ihren spitzen, dunklen Dächern vollendet sind, erkennt man sofort das Schloss, das Millionen Besucher kennen. Auch die verschlungenen Wege des Originals werden angedeutet. Kleine Treppen und Innenhöfe geben dem Modell eine zusätzliche Dimension. Sie sind es, die den Betrachter beim näheren Hinsehen immer wieder neue Details entdecken lassen. Zum Schluss folgen die Bäume, die rund um das Schloss platziert werden. LEGO hat sich hier etwas Besonderes einfallen lassen: Die Blätter sind austauschbar. So kann man sattes Sommergrün oder goldgelbe Herbststimmung wählen.

Wenn nach gut acht bis zehn Stunden das letzte Teil sitzt, ist der Moment gekommen, das Werk in seiner Gänze zu betrachten. Neuschwanstein erhebt sich vor einem, majestätisch und detailverliebt. Der Bauprozess zeigt sich unglaublich befriedigend und perfekt für mehrere Tage, weil viele kleine Module zusammengesteckt werden, die dann in die Basis des Sets eingesetzt werden. Was sofort ins Auge fällt, ist die Liebe zum Detail. Die Fassaden wirken lebendig, die Dachlandschaften realistisch, und die Proportionen sind hervorragend getroffen. Man erkennt das Schloss sofort, und doch bleibt es eine Interpretation in der beliebten LEGO-Sprache.

Der Designer im Fokus

Rok Žgalin Kob, der slowenische LEGO-Designer, ist für dieses Modell verantwortlich. Er hat schon mehrfach bewiesen, dass er komplexe Architektur in LEGO-Form übersetzen kann. Bei Neuschwanstein zeigt er einmal mehr sein Talent. Beeindruckend ist, wie er die komplexe Asymmetrie des Originals in ein stimmiges Modell verwandelt hat. Seine Herangehensweise, die Landschaft einzubeziehen, verleiht dem Set zusätzliche Tiefe.

Ein Vergleich mit anderen Architecture-Modellen

Dieses Set ist klar ein Schaustück. Keine Minifiguren, keine Spielfunktion, keine "versteckten Gimmicks". Stattdessen pure Architektur, die wirken soll. Damit richtet es sich an Erwachsene, die ihre Sammlung erweitern oder einen besonderen Blickfang im Wohnzimmer haben wollen. Kinder könnten mit dem Set überfordert sein – sowohl von den sehr vielen Kleinteilen als auch von der Abwesenheit von Spielfunktionen. Die Bauanleitung gibt es übrigens nicht nur gedruckt, sondern auch digital in der LEGO Builder App. Dort kann man das Modell dann in 3D drehen, Bauabschnitte vergrößern und Fehler leichter vermeiden. Das ist hier eine echte Hilfe.

Um die Bedeutung dieses Sets zu verstehen, lohnt ein Blick auf die Geschichte der Architecture-Serie. Sie begann 2008 mit relativ kleinen Modellen berühmter Bauwerke wie dem Willis Tower (bis 2009 Sears Tower) oder dem Empire State Building. Ziel war es, Architekturgeschichte in LEGO-Form darzustellen – kompakt, stilisiert, aber erkennbar. In den folgenden Jahren erweiterte LEGO die Reihe um immer komplexere Sets. Bekannte Beispiele sind das Weiße Haus, die Freiheitsstatue, die Skyline von Paris oder das Kolosseum in Rom. Gerade das Kolosseum oder die Großen Pyramiden von Gizeh zeigten, dass die Serie zunehmend größer und detailreicher wurde.

Königliches Set – LEGO bringt Neuschwanstein nach Hause

Mit Schloss Neuschwanstein erreicht die Reihe nun eine neue Dimension. Nicht nur, weil es mit über 3.400 Teilen zu den größten Modellen gehört, sondern auch, weil es ein Bauwerk zeigt, das für Romantik und Märchenhaftigkeit steht. Während viele andere Architecture-Sets nüchterne Wahrzeichen sind, ist Neuschwanstein ein Symbol für Sehnsucht und Fantasie. Außerdem ist es das erste deutsche Schloss, das in dieser Größe umgesetzt wurde. Bisher war Deutschland vor allem mit moderner Architektur wie dem Berliner Reichstag oder der Skyline von Berlin vertreten. Nun zeigt LEGO, dass auch historische Bauwerke internationale Strahlkraft besitzen.

Trotz aller Faszination bleibt das Set nicht ohne Kritik. Der Preis ist hoch, der Aufbau zeitintensiv, und für manche könnte der fehlende Spielwert ein Nachteil sein. Zudem erfordert das Modell viel Platz, um richtig wirken zu können. Wer nur ein kleines Regal zur Verfügung hat, wird Schwierigkeiten haben, das Schloss angemessen zu präsentieren. LEGO Schloss Neuschwanstein ist aber ohne Zweifel ein Ausnahme-Set. Es verbindet kulturelle Bedeutung mit Bauspaß, architektonische Präzision mit künstlerischer Freiheit. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, wird mit einem Modell belohnt, das Eindruck hinterlässt – nicht nur bei einem selbst.

{title && {title} } rfi, {title && {title} } Akt. 25.08.2025, 16:00, 25.08.2025, 15:16
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