Deutschlands aktuell beste Tennisspielerin Eva Lys hat erneut deutliche Kritik am internationalen Turnierkalender geübt und damit einer bereits länger schwelenden Diskussion zusätzliche Schärfe verliehen.
Die 23-Jährige sieht die Profis durch die enorme Belastung an ihren mentalen und körperlichen Grenzen. "Wir haben super viele Verletzungen – und ich möchte das Wort Burnout nicht benutzen, aber wir haben super viele, die einfach nicht mehr können, die nicht die mentale Kapazität haben, weil es einfach zu viel wird", sagte sie bei "Sport1".
Bereits zuvor hatten zahlreiche Topspielerinnen und -spieler öffentlich bemängelt, dass die Saison kaum Pausen zulässt. Auch Lys fordert daher Reformen. Die WTA-Tour sei "viel zu lange", erklärt sie – ein Problem, das in anderen Sportarten längst erkannt und gelöst sei: "In allen anderen Sportarten hat man eine gute Offseason, in der nichts passiert. Die ist im Tennis viel zu kurz. Wir haben zwei Wochen, in denen wir Urlaub machen können."
Für viele Profis sei diese minimalistische Saisonpause kaum ausreichend, um zu regenerieren oder Verletzungen auszukurieren. Die Folge: stetig steigender Druck, ein erschöpfter Körper – und ein mental überforderndes Jahr ohne echte Verschnaufpause.
Neben der sportlichen Belastung kritisiert Lys auch die aus ihrer Sicht unzureichende Vermarktung des Damentennis. Vor allem im Vergleich zur ATP sei der digitale Auftritt der WTA deutlich schwächer. "Wie das Tennis TV macht, finde ich top – und das fehlt komplett im Damentennis", so die aktuelle Nummer 40 der Welt.
Dabei sei das Spielniveau keineswegs geringer, im Gegenteil: Viele Ballwechsel im Frauen-Tennis seien sogar spektakulärer. "Der Sport ist manchmal sogar schneller, weil wir sehr nah an der Linie stehen. Also sind die Ballwechsel mindestens genauso spannend wie bei den Männern."