Aykut Anhan alias Haftbefehl (39) gilt als einer der größten Deutschrapper der Geschichte. Eine neue Netflix-Doku rückt nun die Schattenseite seines Erfolgs in den Vordergrund. "Je mehr Geld man hat, umso mehr kokst man", verrät der 39-Jährige in dem 95-minütigen Film. Beinahe hätte ihn das sein Leben gekostet.
Der erschütternde Dokumentarfilm "Babo – Die Haftbefehl-Story" hat es in den Netflix-Charts direkt auf Platz eins geschafft und damit "A House of Dynamite" verdrängt. Das Leben des kontroversen Rappers stößt beim Streamingpublikum offensichtlich auf großes Interesse.
Die Doku zeichnet die Karriere des aus Offenbach stammenden Musikers nach, der als Sohn türkischstämmiger Eltern in einer Hochhaussiedlung aufgewachsen ist und nach dem Selbstmord seines Vaters in die Kriminalität abrutschte. Er war Drogendealer und floh vor der Polizei in die Türkei und in die Niederlande.
Fans bemerkten bereits in den letzten Jahren, dass es Aykut Anhan nicht gut geht. Bei mehreren Auftritten wirkte er abwesend und orientierungslos. Im Jahr 2022 musste er ein Konzert absagen und ins Krankenhaus gebracht werden. In der Doku erinnert der Rapper sich: "Ich habe acht Tage geschlafen. Acht Tage! Ich war fix und fertig. Ich bin aufgestanden, habe Tabletten bekommen und geschlafen." Seine Therapeutin habe ihn gewarnt: "Du wirst sterben!" Doch er ignorierte sie.
Ein Jahr später folgte der endgültige Tiefpunkt. Auf einem Konzert in Frankfurt war Haftbefehl von den Drogen gezeichnet. Trotz der Orientierungslosigkeit zog er das Konzert durch. "Falls ich aus der Nase blute, soll die Person, die ins Mikrofon redet, mir das sagen und danach gucken. Ich merke das nicht", sagte er seinem Team.
Eine Woche nach dem Auftritt kommt es zu einem Streit mit seinem jüngeren Bruder Cem, der unter dem Künstlernamen Capo bekannt ist. Der 39-Jährige ruft: "Ich gehe mich jetzt töten." Dann greift er wieder zu Kokain. "Ein Gramm links, ein Gramm rechts, alle 20 Minuten." Die Aktion endet im Krankenhaus. Haftbefehl muss nach einer Überdosis wiederbelebt werden. "Ich war praktisch tot", sagt er. Doch auch das konnte ihn nicht stoppen: "Dann bin ich raus und habe weitergemacht. Direkt weiter, zehn Gramm."
Sein Bruder zieht die Notbremse: "Irgendwann kam der Moment, wo wir gemerkt haben, wenn wir jetzt nichts machen, dann wird er entweder sterben oder er wird beeinträchtigt sein für den Rest seines Lebens." Cem lässt Haftbefehl in eine Klinik in Istanbul zwangseinweisen. Heute sieht es der Rapper als seine Rettung: "Ich wäre gestorben, wenn ich da nicht hineingegangen wäre", sagt er. Ob er aktuell drogenfrei lebt, bleibt offen.