Heikler Fall in Niederösterreich, wo es offenbar auch sehr schwierig ist, Entscheidungen und Lösungen zu finden. Ein 12-Jähriger mit Autismus-Spektrum-Störungen soll während des Unterrichts furchtbar laut schreien: "Das geht so weit, dass uns jetzt empfohlen wurde, Ohrenschützer für unsere Kinder zu kaufen", so der Vater eines Buben (8), der in dieselbe Klasse geht, zu "Heute". Am Dienstag kam es beim Elternsprechtag deshalb zu hitzigen Diskussionen.
In einem Schreiben der Eltern an die Bildungsdirektion heißt es u.a.: "Die MitschülerInnen sind seinen konstanten Wutanfällen ausgesetzt, klagen über Ohrenschmerzen und Tinnitus nach den Unterrichtsstunden und äußern zunehmende Angst vor ihm", die Zumutsbargrenze sei "eindeutig überschritten".
"Oftmals ist kaum ein Unterricht möglich, die Kinder sind schon mit dem schulischen Stoff hinten nach", so der Vater. Auch ein Tisch sei schon geflogen, Eltern drängen auf Prüfung schulischer und außerschulische Maßnahmen.
"Die bisher gesetzten Maßnahmen reichen nicht aus, um die Sicherheit und die Bildung der gesamten Klasse zu gewährleisten. Der Bildungsauftrag der Lehrperson wird massiv behindert und die Gesundheit sowie das Wohlbefinden der übrigen Kinder sind akut gefährdet", warnen die Eltern.
Von der NÖ Bildungsdirektion heißt es zum Fall: "Nach Rücksprache mit der zuständigen Außenstelle ist festzustellen, dass die Probleme bekannt sind und, dass die Schulaufsicht in ständigem Kontakt mit der Schulleitung, der Klassenlehrkraft und den Eltern ist. Es wurden bereits zahlreiche Maßnahmen gesetzt und diese werden laufend nachgeschärft und intensiviert."
Und weiter: "Seit Schulbeginn gibt es in der Klasse eine zusätzliche Pädagogin sowie eine Stützkraft der Gemeinde, die bei Bedarf eingesetzt werden und die Klassenlehrkraft unterstützen. Darüber hinaus wird ab dieser Woche eine eigene Beratungslehrerin in der Klasse eingesetzt. Die Bildungsdirektion ist bemüht, gemeinsam mit allen Betroffenen eine gute Lösung im Sinne aller Schülerinnen und Schüler zu finden."
Für den Vater und andere Eltern gehen die Maßnahmen nicht weit genug: "Wir verstehen nicht, warum hier nicht gehandelt wird." Die Schulleitung und Lehrer seien sehr bemüht, aber die angespannte Lage sei festgefahren.
FPNÖ-Bildungssprecher Helmut Fiedler kann nur den Kopf schütteln: "Wenn Ohrenschützer die Lösung sein sollen, zeigt das, wie taub die Bildungsdirektion für die Probleme der heutigen Zeit ist."