Türkise Infostände vor Einkaufszentren, bunte Broschüren mit warnenden Schlagzeilen und Plakate, auf denen Jugendliche ein drogenfreies Leben versprechen – alles wirkt wie harmlose Aufklärung. Doch die Wiener Zeitung deckte auf: Hinter der Kampagne "Sag NEIN zu Drogen" steckt die Scientology-Sekte.
Schon 2023 warnte die Bundesstelle für Sektenfragen alle Bildungsdirektionen vor dem Verein. In einer Aussendung hieß es, die Materialien seien "wissenschaftlich nicht fundiert, setzen auf Panikmache und versuchen, Jugendliche mit Horrorszenarien abzuschrecken". Auch das Institut für Suchtprävention stellte fest, die Inhalte "entsprechen nicht den Standards wirksamer und seriöser Suchtprävention".
Trotzdem tourt "Sag NEIN zu Drogen" weiter durchs Land – sogar an Schulen. Laut Recherchen der Wiener Zeitung (WZ) besuchte der Verein zuletzt im Mai 2025 eine öffentliche Mittelschule in Niederösterreich.
Die Direktorin dieser Schule räumte ein: "Da ist uns leider ein großer Fehler passiert." Ein Lehrer habe die Initiative online entdeckt, die Website habe unauffällig gewirkt. Erst im Nachhinein sei die Verbindung zu Scientology aufgefallen – einer als Sekte klassifizierten Glaubensgemeinschaft. "Inhaltlich war die Präsentation sehr schwach und pädagogisch nicht wertvoll", so die Schulleiterin zur WZ. Von Scientology sei "mit keinem Wort" die Rede gewesen.
Besonders heftig: Die Infoblätter des Vereins. In einer Broschüre zum erprobten ADHS-Medikament Ritalin ist von "Kiddie Coke" die Rede, Pillen würden "wie Süßigkeiten" verteilt. Wahrlich grausam: Ein Jugendlicher greift auf dem Flyer sogar zu einem Beil und tötet seine Eltern! Für Experten ist klar: es handelt sich um offensichtliche Panikmache statt Aufklärung.
Bundesstelle für Sektenfragen in Niederösterreich
Telefon: 01/5130460
E-Mail: [email protected]
Webseite: www.bundesstelle-sektenfragen.at
Kostenlose Information und Beratung zu: Sekten, Esoterik, Okkultismus, Satanismus, Staatsverweigerer, Verschwörungstheorien, religiöser Extremismus und Weltanschauungsfragen
"Die Broschüren verteufeln Psychopharmaka pauschal, was besonders für Menschen mit psychischen Erkrankungen gefährlich sein kann", warnt Ulrike Schiesser, Leiterin der Bundesstelle für Sektenfragen, in der Wiener Zeitung.
Neben Schulen und Boxvereinen zeigt sich der Verein auch bei großen Events – etwa beim Frauenlauf, dem Business Run oder sogar beim Donauinselfest. Selbst im UN-Hauptquartier in Wien traten Mitglieder mit Anzug und Krawatte auf. Grund: Die US-Mutterorganisation "Foundation for a Drug-Free World" erhielt Beraterstatus bei den Vereinten Nationen.
Offiziell betont der Verein gegenüber der WZ: "Es findet im Rahmen von 'Sag Nein zu Drogen' keine Mitgliederwerbung für die Scientology-Kirche statt". Belegbar ist, dass der stellvertretende Vereinspräsident Gerd Pölzl seit Jahrzehnten aktives Scientology-Mitglied ist.