Ein leuchtender Bote aus den Tiefen des Alls steuert auf uns zu: Der Komet "Lemmon" sorgt derzeit bei Astronomen weltweit für Aufsehen. Der kosmische Schneeball wurde erst im Jänner 2025 von der "Mount Lemmon Survey" in den USA entdeckt - und nun nähert er sich rasant der Sonne und der Erde.
Nach Angaben von Kometenexperte Michael Jäger vom "Astronomischen Zentrum Martinsberg" (NÖ) ist "Lemmon" ab Mitte Oktober mit Fernglas, unter dunklem Himmel sogar mit freiem Auge sichtbar. "Aktuelle Helligkeitsschätzungen bei Mondlicht zeigen, dass der Aufwärtstrend anhält", so Jäger zur APA.
Am 21. Oktober kommt der Himmelskörper der Erde am nächsten - in einer Entfernung von rund 90 Millionen Kilometern. Den sonnennächsten Punkt (Perihel) erreicht er am 8. November, in einem Abstand von 79 Millionen Kilometern - also etwa halb so weit wie die Erde von der Sonne entfernt ist.
Panik sei nicht angebracht: Auch wenn der Komet auf die Erde zurast, ist er völlig ungefährlich - ein kosmisches Schauspiel, kein Weltuntergang.
Dass "Lemmon" so hell leuchtet, kam für Fachleute überraschend. Der Komet hatte demnach im Sommer einen "unerwarteten Helligkeitsausbruch", so Jäger. Anfang Oktober erreichte er bereits die 6. Größenklasse - an der Grenze zur Sichtbarkeit. Bis Ende Oktober dürfte er in die 3. Größenklasse aufsteigen - dann kann man ihn am Land mit freiem Auge sehen.
Die optimale Beobachtungszeit ist von 20. bis 26. Oktober, am besten am frühen Abend im Nordwesten oder vor Sonnenaufgang im Nordosten. Besonders gut sei "Lemmon" von 4 bis 5 Uhr früh sichtbar, wenn er über dem Sternbild Großer Wagen und später in der Schlange steht. Danach stört zunehmend das Mondlicht.
Kometen wie "Lemmon" sind uralte Überbleibsel aus der Frühzeit unseres Sonnensystems - rund 4,6 Milliarden Jahre alt. Sie bestehen aus Eis, Staub und Gestein und werden deshalb oft als "schmutzige Schneebälle" bezeichnet. Wenn sie der Sonne zu nahe kommen, beginnen sie zu verdampfen - der Sonnenwind schleudert Staub und Gas davon, und der berühmte Kometenschweif entsteht.
Fakt ist: Wer ab Mitte Oktober nachts in den Himmel blickt, könnte Zeuge eines seltenen Wunders werden - eines leuchtenden Boten aus dem All, der uns an die Urzeit des Sonnensystems erinnert. Und vielleicht, ganz kurz, an unsere eigene Winzigkeit im Universum.