Ein Fund, der Wissenschaftler erschüttert: In Florida wurden 20 Delfine mit schweren Hirnschäden an den Stränden der Indian River Lagoon angespült. Eine neue Studie zeigt: Ihr Gehirn war massiv mit Giften von Blaualgen belastet, die bekanntermaßen Alzheimer-ähnliche Schäden auslösen - und womöglich auch Menschen entlang der US-Küste gefährden.
Die Forscher fanden in den Tieren extrem hohe Konzentrationen der Chemikalie BMAA - bis zu 2.900 Mal mehr als bei Delfinen, die außerhalb der Algenblüte gefunden wurden. Diese Substanz wird von Cyanobakterien (auch bekannt als Blaualgen) produziert. Sie greifen Nervenzellen an und zerstören jene Regionen des Gehirns, die für Gedächtnis, Denken und Kommunikation verantwortlich sind.
Die Gehirne der Tiere zeigten typische Merkmale der Alzheimer-Krankheit - darunter Amyloid-Plaques und verknotete Tau-Proteine, die die Signalübertragung blockieren und zu Verwirrung und Gedächtnisverlust führen können.
"Delfine sind Umweltwächter - was sie betrifft, betrifft uns alle", warnt David Davis von der University of Miami. In Florida wurde 2024 bereits die höchste Alzheimer-Rate der USA gemeldet - ein Hinweis darauf, dass auch Menschen den Giften der Algenblüten ausgesetzt sein könnten.
Blaualgen gedeihen in warmen, nährstoffreichen Gewässern, vor allem dort, wo landwirtschaftliche Abwässer Stickstoff und Phosphor einleiten. Bei sogenannten Blüten färbt sich das Wasser grünlich-blau - harmlos sieht das aus, doch es enthält hochtoxische Verbindungen, neben BMAA auch 2,4-DAB und AEG.
Die Forscher stellten fest, dass sich die Gifte über die Nahrungskette anreichern. Kleine Fische nehmen sie auf, größere fressen sie - und am Ende landen sie in Delfinen, die an der Spitze des Ökosystems stehen. Das Ergebnis: eine Bioakkumulation, die zu Konzentrationen führt, die das Gehirn zerstören können.
"Die Veränderungen in den Delfingehirnen entsprechen exakt jenen, die wir bei Alzheimer-Patienten sehen", so Davis. In über 500 Genen fanden Forscher Muster, die auch beim Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden.
Das Problem wird durch den Klimawandel noch verschärft: Höhere Wassertemperaturen, längere Sonneneinstrahlung und mehr Nährstoffeinträge führen zu häufigeren und intensiveren Algenblüten. Besonders betroffen ist Florida, wo das Wasser aus dem Lake Okeechobee regelmäßig giftige Cyanobakterien in Flüsse und Küstenlagunen spült.
Die Forscher warnen: "Wenn wir sehen, was diese Gifte mit Delfinen anrichten, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir dieselben Effekte beim Menschen beobachten."