Es sind nur noch wenige Tage bis zur Landtagswahl in Niederösterreich. Selten zuvor sah ganz Österreich so genau hin. Die ÖVP dürfte die absolute Mehrheit verlieren, neueste Umfragen bescheinigen der Partei rund um Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ein historisches Debakel. Die FPÖ wiederum könnte mit einem satten Plus in die nächste Legislaturperiode gehen.
Der Wahlkampf läuft indes auf Hochtouren, die Hack'ln fliegen tief – insbesondere seitens FPÖ und SPÖ, die keinen Tag vergehen lassen, um der ÖVP ein Bein zu stellen.
Und auch innerhalb der ÖVP wird um Vorzugsstimmen gekämpft. Einer der Kandidaten im Bezirk Tulln ist JVP NÖ-Obmann Bernhard Heinreichsberger. Erst kürzlich sorgten die "Erstwählerboxen", die er gemeinsam mit den JVP-Mitgliedern für den Wahlkampf zusammenstellte, für Aufregung. Es befanden sich nämlich auch Kondome darin – mehr dazu hier.
Der 33-Jährige will wieder in den Landtag. Auf seiner Facebook-Seite setzt er deshalb auf direkte Kommunikation mit den Bürgern – und die Feuerwehr. Auf seinem offiziellen Profil sieht man ihn am Titelbild in Feuerwehr-Uniform, die Schriftzüge "Ehrenamt fördern" und "Bernhard Heinreichsberger ankreuzen" vervollständigen das Bild, das ihn vor einem Einsatzfahrzeug zeigen.
Doch allen schmeckt das nicht. "Ich verstehe einfach nicht, wieso man die Feuerwehr für einen Wahlkampf instrumentalisieren muss", sagt ein Kommandant aus dem Bezirk Tulln im "Heute"-Gespräch. Er ist nicht der einzige, den der Social Media-Wahlkampf von Heinreichsberger in Feuerwehr-Uniform stört, wie ein hochrangiger Insider "Heute" bestätigt.
Bereits zuvor, kurz nach dem Lagerhallen-Großbrand in Michelhausen, bei dem Heinreichsberger selbst als Atemschutzträger im Einsatz stand, wurde gemauschelt. Der Grund: Heinreichsberger verfasste ein emotionales Facebook-Posting, das ihn in Uniform am Brandort zeigt. "Es war ein fordernder Einsatz mit vielen Herausforderungen. Ich möchte mich bei allen Einsatzkräften recht herzlich bedanken! DANKE an alle 350 Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner aller anwesenden 27 Feuerwehren, sowie allen Einsatzorganisationen die für unser Michelhausen im Einsatz waren! Das ist ein echtes Miteinander – Zusammenstehen wenn’s drauf ankommt. Ich bin stolz in einem Land zu leben, wo dieser Wert gelebt wird", schrieb er am 15. Jänner, mitten im Intensiv-Wahlkampf.
Heinreichsberger selbst ärgert sich im "Heute"-Gespräch über die Kritik. "Ich bin, seit ich 10 Jahre alt bin, dabei. Ich lebe für die Feuerwehr, sie ist ein Teil meiner Identität und darauf bin ich einfach stolz und das werde ich auch nicht verleugnen", so der 33-Jährige auf Anfrage.
Im Feuerwehrhaus sei Wahlkampf für ihn tabu, wie er beteuert: "Politik hat bei der Feuerwehr nichts verloren. Das Feuerwehrhaus ist ein wahlkampffreier Ort, jede politische Einstellung ist willkommen." Der Politiker, im Bezirk Tulln auf Listenplatz 2, will sich im Landtag weiterhin für das Ehrenamt in Niederösterreich einsetzen. "Und das will ich damit zeigen", erklärt er.
Heinreichsberger ist nicht der erste, der mit dem Thema Feuerwehr im Wahlkampf für Wirbel sorgt. FPÖ-Asyllandesrat Gottfried Waldhäusl schickte Hunderten Feuerwehrfunktionären in NÖ E-Mails, in denen er um eine Vorzugsstimme bat. Damit verärgerte er nicht nur die Ehrenamtlichen, sondern auch das Landesfeuerwehrkommando, das unmissverständlich klarstellte, dass man "auf derartige Zusendungen keinen Wert" lege und nicht für "parteipolitische Zwecke instrumentalisiert" werden wolle.