Wer im Café "PriseMUT" ein Stück Kuchen bestellt oder eine Tasse Kaffee genießt, verwöhnt nicht nur den eigenen Gaumen – sondern hilft zugleich anderen. Die gesamten Einnahmen fließen in den sozialen Verein, der das Café betreibt und sich dafür einsetzt, Eltern von Kindern mit besonderem Therapiebedarf zu unterstützen.
Für Clara Waldl (31) und Lea Strigl (27) ist das Café ein echtes Herzensprojekt. Beide arbeiten seit mehreren Jahren als Ergotherapeutinnen und begleiten Kinder, die aufgrund von Entwicklungsverzögerungen oder anderen Diagnosen (ADHS, Autismus etc.) Schwierigkeiten in ihrer Handlungsfähigkeit im Alltag, beim Spiel- und Lernverhalten haben. In den Therapiestunden trainieren sie soziale, emotionale, motorische, kognitive Fähigkeiten, führen Gespräche und beraten Eltern und Erziehungsberechtigte.
Therapieplätze sind knapp – teils müssen Familien bei Kassenplätzen bis zu einem Jahr oder länger warten, berichten die beiden. Seit Anfang des Jahres will ihr Verein "PriseMUT" dagegen steuern. Am Standort Franzensgasse 14 in Wien-Margareten bieten sechs Ergotherapeutinnen zwölf Therapieplätze zum Sozialtarif an. "Das bedeutet, dass die Ergotherapie genau so viel kostet, wie die Krankenkasse zurückzahlt. Dieses Angebot richtet sich an Familien mit finanziellen Schwierigkeiten und ist auf maximal zwei Therapieblöcke begrenzt", erklärt Waldl.
Zusätzlich organisiert der Verein Workshops und Vorträge zu unterschiedlichsten Themen. "Wir haben bereits Vorträge über Autismus oder ADHS angeboten und Workshops zu Stressbewältigung oder Tipps für den Schulalltag veranstaltet", berichtet Waldl. Ihre Erfahrung aus der Arbeit zeigt: Eltern von Kindern mit Therapiebedarf sind oft überfordert, wissen nicht, welche Therapieangebote es gibt und kämpfen mit Stress. "Es fehlt an Aufklärungsarbeit", so Waldl.
Mit dem kürzlich eröffneten Café am selben Standort möchte das engagierte Team gezielt Eltern ansprechen. "In Arztpraxen oder Therapieeinrichtungen herrscht oft ein klinisches Setting. Wir wollen hier einen offenen, gemütlichen Ort schaffen, an dem sich Eltern austauschen und gegenseitig Tipps geben können", erklärt Waldl. Einmal im Monat wird zudem eine Austauschgruppe mit einer erfahrenen Supervisorin für Eltern mit Kindern im Autismusspektrum angeboten.
An vorerst zwei Tagen in der Woche ist das Café auch für die Allgemeinheit geöffnet und fungiert als Wohlfühlort sowie sozialer Treffpunkt im Grätzl. Auf der Karte stehen Kaffee, Tee und hausgemachte Limonaden. Kleine Frühstücksangebote wie Porridge, Joghurt, Fruchtsalat, belegte Brote und Toast runden das Angebot ab. Gebäck und Kuchen bezieht der Verein von lokalen Konditoreien und Bäckereien.
Café "PriseMUT":
Adresse: Franzensgasse 14, 1050 Wien
Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag, 10 bis 16 Uhr
Infos über den Verein und seine Angebote: www.verein-prisemut.at
"Das Interesse ist groß, und mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich Gäste sehe, die miteinander ins Gespräch kommen", sagt Waldl. In schwierigen Zeiten spenden sich die Besucher auch manchmal ein Stück Mut – genau das ist das große Ziel des Vereins.
