"Notfallmama" im Talk

Anja hilft, wenn Eltern kranker Kids nicht mehr können

Anja Redl erlebte selbst die Überforderung mit krankem Kind. Heute hilft sie bei KiB, damit andere Familien nicht allein bleiben.
Christoph Weichsler
29.09.2025, 05:30
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"Als mein Sohn einmal im Spital lag, habe ich gemerkt, wie schnell man an seine Grenzen kommt“, erzählt Anja Redl. Die Sorgen um die Gesundheit ihres Kindes waren schon überwältigend genug. Doch gleichzeitig ging es um Kosten, Termine und den Spagat zwischen Krankenhaus und Alltag. "Man fühlt sich hilflos, wahnsinnig allein."

Genau dieser Moment wurde für sie zum Wendepunkt. "Ich habe gesehen, dass Familien dringend Unterstützung brauchen." Als sie später die Stellenausschreibung von KiB children care entdeckte, wusste sie: "Das ist meine Aufgabe. Ich will mithelfen, damit andere Eltern nicht so allein sind wie ich damals."

"Notfallmama" in Aktion

Heute arbeitet Redl hauptberuflich bei KiB – und organisiert die Initiative "Notfallmama". Wenn ein Kind krank wird und Eltern weder Pflegefreistellung noch Großeltern zur Verfügung haben, können sie bei KiB anrufen. "Wir schicken dann eine Notfallmama oder einen Notfallpapa nach Hause", erklärt Redl.

Die Betreuung findet tagsüber in der gewohnten Umgebung des Kindes statt, für bis zu drei Tage pro Krankheitsfall. Zusätzlich gibt es Entlastungstage, wenn Eltern selbst überfordert sind. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, was das bedeutet: Du kannst durchatmen, kurz Kraft sammeln – und dein Kind ist trotzdem liebevoll betreut."

Unterstützung in vielen Bereichen

Doch Redls Arbeit geht weit über die Notfallmamas hinaus. "Wir übernehmen auch Begleit- und Therapiekosten, unterstützen bei mobiler Kinderkrankenpflege und organisieren Kennenlernstunden zwischen Eltern und Notfallmamas", sagt sie.

Gerade diese finanzielle Hilfe sei wichtig. "Wenn du ohnehin schon erschöpft bist, können zusätzliche Kosten das Fass zum Überlaufen bringen. Wir verhindern, dass Familien daran zerbrechen."

Einsatz für Kinderrechte

Neben der direkten Hilfe versteht sich KiB als Dachverband für Kinderrechte im Krankenhaus. Ziel ist es, dass Eltern ihre Kinder uneingeschränkt begleiten dürfen und keine Zwei-Klassen-Medizin entsteht. "Jedes Kind hat das Recht, in Geborgenheit gesund zu werden – unabhängig vom Geldbeutel der Eltern", betont Redl.

Darum bringt Redl gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen die Stimmen der Familien in die Politik, in Spitäler und in die Öffentlichkeit. "Wir kämpfen dafür, dass Kinderrechte nicht nur auf dem Papier stehen, sondern wirklich umgesetzt werden."

Soforthilfe auf Knopfdruck

Die Notfallnummer ist rund um die Uhr erreichbar: 0664 6203040 – Wer Mitglied wird, hat Anspruch auf die vielfältigen Leistungen – von Notfallbetreuung bis Kostenübernahme.

"Für mich ist es ein Herzensanliegen", sagt Redl. "Kein Elternteil sollte sich zwischen Job und kranken Kind zerreißen müssen. Und kein Kind darf das Gefühl haben, in der Krankheit allein gelassen zu werden."

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