Kaum ein Duft ist so sehr mit dem Wiener Advent verbunden wie jener von frischem Lebkuchen. Hinter vielen der kunstvoll verzierten Stücke steckt ein Name, der seit dem 19. Jahrhundert fest mit der Stadt verwoben ist: Gerstner, k.u.k. Hofzuckerbäcker, gegründet 1847, einst Lieferant des Kaiserhofs – und heute ein Haus, das versucht, das Erbe der Monarchie in die Gegenwart weiterzutragen.
"Wir stehen ständig zwischen Tradition und Innovation", sagt Stephan Oefner, Leiter der Gerstner-Hofzuckerbäckerei im Gespräch. "Unser Herz schlägt eindeutig für die alten Handwerkskünste – aber wir sehen, dass moderne Zugänge den Menschen neue Freude bringen."
Gerstner bewahrt eine Kunst, die heute fast schon in Vergessenheit geraten ist: den Beruf des Lebzelters. "Einst waren Lebzelter nicht nur Lebkuchenbäcker, sondern führten einen Doppelberuf – sie arbeiteten mit Honig, stellten Lebkuchen her und produzierten zugleich aus Bienenwachs Kerzen und Wabenprodukte", erklärt Oefner.
Besonders stolz ist man im Haus auch auf die kunstvolle Windbäckerei – leichte, schneeweiße Zucker-Eiweiß-Figuren, die schon am k.u.k. Hof beliebt waren. "Wir waren die ersten, die Windbäckerei an den Kaiserhof geliefert haben", erzählt Oefner.
Gerstners Sortiment ist bekanntlich nichts für den schnellen und spontanen Alltagskauf – aber weit entfernt von unerschwinglichem Luxus. "Wir sind hochpreisig, aber leistbar", betont Oefner. "Es ist ein Luxus, den man sich gönnt – oder jemandem schenkt, dem man eine besondere Freude machen möchte."
Die Klassiker bleiben bewusst unverändert. Etwa die Lebkuchen-Schokolade mit Zimt, Anis, Piment, Nelken, Vanille (12,90 Euro), die seit 2017 jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit verkauft wird. Lebkuchen-Baumbehang (12,90 Euro) und Windbäckerei (9,90 Euro) in verschiedensten Ausführungen zählen zu den Bestsellern. Besonders gefragt sind auch die Weihnachtskekse.
Einige Stücke sind wahre Geduldsproben. Ein Mandelsplitter-Bäumchen (49,90 Euro) braucht rund zwei Stunden reine Arbeitszeit – jedes Mandelblättchen wird von Hand gelegt, jede Schicht Schokolade wird kontrolliert.
Ganz ohne Trends geht es aber auch bei Gerstner nicht. "Wo wir jedes Jahr etwas Neues ausprobieren, ist bei den Rondos", erklärt Oefner. Die beliebten Schokoladen-Nougat-Taler (16,90 Euro) tragen heuer etwa ein besonders augenzwinkerndes Motiv: den Grinch. Auch bei den Cake Pops (8.90 Euro) zeigt sich der moderne Touch – sie kommen dieses Jahr im weihnachtlichen Design als kleiner Christbaum oder Schneemann daher.